Lionel Messi und andere Spieler baten ihn noch vor der Heimreise, viele Fans flehten beim Empfang in Argentinien: Diego, bleib! Über 20.000 Anhänger feierten die Viertelfinal-Verlierer am Flughafen und auf den Straßen von Buenos Aires. Coach Diego Maradona winkte den Fans aus der ersten Reihe im Mannschaftsbus zu. Und geht es nach denen, war es kein Abschiedsgruß.
«Diego 2014», war auf einem Banner zu lesen - die nächste Fußball-WM findet in vier Jahren ausgerechnet im Land des argentinischen Erzrivalen Brasilien statt, das seinem Trainer (Carlos Dunga) nach dem eigenen WM-Aus in Südafrika die Papiere gab. Ob AFA-Verbandschef Julio Grondona Maradona weiter im Amt lässt - wenn dieser will - ist offen. Sollte er Maradona kündigen, würde nach unbestätigten Informationen allerdings eine hohe Abfindung fällig.
Für viele Fans ist eine Zukunft ohne Maradona kein Thema. «Olé, olé, olé, Diego, Diego», skandierten sie. «El Diego wird nicht gehen und gemeinsam nehmen wir Rache», hieß es auf einem anderen Plakat. Allerdings votierten in einer Online-Umfrage der Sportzeitung «Olé» auch 59 Prozent der Befragten gegen eine Fortsetzung der Ära Maradona.
Medienberichten zufolge sollen nach dem bitteren WM-Aus durch das demütigende 0:4 gegen Deutschland Messi, Carlos Tevez und Mario Bolatti zu Maradona gegangen sein. Im Namen einiger Spieler sollen sie ihn zu einer Fortsetzung seines bis dato lediglich rund 20-monatigen Engagements gebeten haben.
Welche Spieler sich alle auf die Seite des lange Zeit arg umstrittenen Maradona gestellt haben, ist offen. Während der WM-Expedition der «Gauchos» in Südafrika hatten fast alle von Maradona geschwärmt, seiner Nähe zu den Spielern, seinen unvergleichlichen Erfahrungen als ehemaliger Weltmeister und seinen «Gänsehaut»-Ansprachen in der Kabine. Seine Kritiker halten ihm indes vor allem angeblich mangelnde taktische Kenntnisse vor.
«Wir sind nicht so weit gekommen, wie wir es uns vorgenommen hatten. Aber ich glaube, dass die Mannschaft eine große Zukunft vor sich hat», hatte Maradona nach dem k.o. gesagt, der ihn nach eigener Aussage wie ein Schlag von Muhammad Ali traf. Alles weitere wolle er zuerst mit seiner Familie und den Spielern besprechen. «Aber ich möchte, dass der argentinische Fußball wieder zur vollen Blüte gelangt», meinte der 49-Jährige und betonte zugleich: «Wir spielen einen Fußball, der die Leute begeistert und die Herzen in Argentinien höherschlagen lässt.»
Der Empfang in der Heimat unterstreicht Maradonas Ansicht sogar. «Die Menschen in Ezeiza waren unglaublich», twitterte Maradona-Schwiegersohn Sergio Agüero über die Rückkehr an den Verbandssitz. «Schaut, schaut, ein Wahnsinn», titelte «Olé» auf der eigenen Internetseite. Den Mythos Maradona kann offensichtlich nichts erschüttern.
Jens Marx und Jan-Uwe Ronneburger (dpa) - Bild: epa