Asamoah Gyan hat Ghana zum ersten Mal ins WM-Viertelfinale geschossen und die «Black Stars» zum Stolz von Afrika gemacht. Mit seinem Treffer in der 93. Minute sicherte der Stürmer von Stade Rennes am Samstag den 2:1 (1:1, 1:0)-Sieg nach Verlängerung gegen die USA und löste damit Jubel auf dem ganzen Kontinent aus. «Ich bin der glücklichste Mann der Welt. Ich danke Gott dafür. Wir haben ganz Afrika stolz gemacht», sagte der Matchwinner.
Vor 34.976 Zuschauern in Rustenburg hatte Kevin-Prince Boateng (5.) Ghana mit seinem Führungstor den Weg zum dritten Viertelfinaleinzug einer afrikanischen Mannschaft nach Kamerun (1990) und Senegal (2002) geebnet. Gegen Uruguay winkt am Freitag nun sogar das Halbfinale. «Wir haben Geschichte geschrieben», erklärte Kapitän Jonathan Mensah, der wegen der zweiten Gelben Karte wie André Ayew fehlen wird.
Landon Donovan schaffte für die US-Boys per Foulelfmeter (62.) nur den zwischenzeitlichen Ausgleich. «Das ist so frustrierend, denn wir haben viel investiert. Fußball ist manchmal ein grausames Spiel», sagte der Torschütze. Ex-Präsident Bill Clinton, Rock-Legende Mick Jagger und Basketball-Star Kobe Bryant drückten auf der Tribüne wie Millionen US-Fans in der Heimat am Ende vergeblich die Daumen. Bereits vor vier Jahren waren die US-Kicker an Ghana gescheitert - damals nach einem 1:2 im Gruppenfinale bereits in der Vorrunde.
Ghana stürmte vom Anpfiff weg munter drauflos und hinterließ damit sofort Wirkung beim Gegner. Die Amerikaner fanden keine Ordnung und offenbarten große Schwächen in der Defensive. Vor allem Ricardo Clark wirkte überfordert - nicht nur vor dem 0:1. Der Mittelfeldspieler vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt musste seinen Platz schon nach einer halben Stunde räumen.
Gleich mit dem ersten Torschuss traf Boateng ins Schwarze und die US-Boys mitten ins Herz. Der in Berlin geborene Mittelfeldspieler, der erst kurz vor WM-Beginn sein Auswahl-Debüt für Ghana gefeiert hatte, überwand US-Keeper Tim Howard nach einem leichten Ballverlust von Clark mit einem Flachschuss aus 17 Metern. Es war das erste Länderspieltor des erneut stark auftrumpfenden Boatengs, der in der 77. Minute wegen einer Oberschenkelverletzung humpelnd das Feld verließ.
Das frühe Tor verlieh dem einzigen im Turnier verbliebenen Afrika-Vertreter zusätzlich Flügel. Mit hoher Lauf- und Einsatzbereitschaft wurde der langsam um Linie bemühte Konkurrent, der 2009 im Finale des Confederations Cups stand, in Schach gehalten. Lediglich vor dem Tor fehlte es Ghana wie schon in der Vorrunde, als beide Treffer aus Elfmetern resultierten, an der nötigen Kaltschnäuzigkeit. Gyan (18.) scheiterte mit einem Freistoß an Howard, und auch Kwadwo Asamoah (37.) fand im US-Schlussmann seinen Meister.
Ghanas kompakte Abwehr wackelte in der ersten Hälfte nur einmal. Robbie Findley tauchte in der 35. Minute frei vor dem Kasten der Afrikaner auf, scheiterte aber an Richard Kingson. Die Quittung folgte prompt, denn Findley musste nach der Pause in der Kabine bleiben und wurde durch den Ex-Hamburger Benny Feilhaber ersetzt. Der neue Mann sorgte auch gleich für Gefahr, konnte Kingson aus Nahdistanz jedoch nicht überwinden.
Die USA rissen die Initiative nun an sich und setzten Ghana zunehmend unter Druck. Clint Dempsey knackte dann das Abwehr-Bollwerk, als er sich in den Strafraum durchtankte und von Mensah von den Beinen geholt wurde. Den Strafstoß verwandelte Donovan sicher zum Ausgleich.
Ghana verdaute den Schock über das Gegentor nur mühsam. Kingson rückte immer mehr in den Mittelpunkt, als er sein Team gegen Jozy Altidore und Michael Bradley vor einem weiteren Rückschlag bewahrte. Zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit verpasste erneut Altidore die Entscheidung. Dies rächte sich für die USA in der Verlängerung.
Christian Hollmann (dpa) - Bilder: epa