Überschwänglicher Jubel bei Uruguay: Erstmals seit 40 Jahren stehen die Südamerikaner bei der Fußball-WM wieder im Viertelfinale. Gefeierter Held beim 2:1 gegen Südkorea war Luis Suárez. Die Asiaten trauerten ihren vergebenen Chancen hinterher.
Luis Suárez war gar nicht mehr einzufangen. Nach seinem Traumtor küsste «El Pistolero» das uruguayische Wappen, übersprang die Bande und wurde bei seinem Solo-Jubellauf in die Kurve erst von den Auswechselspielern gestoppt. Erstmals seit 40 Jahren steht die «Celeste» nach dem 2:1 (1:0) gegen Südkorea wieder unter den besten acht Teams der Fußball-Welt - entsprechend überschwänglich feierte der Doppel-Torschütze seinen Geniestreich zehn Minuten vor Schluss. «Das ist unglaublich. Das träumt man als Kind und stellt sich vor: Ich bin bei einer WM und schieße ein Tor. Ich lebe meinen Traum», sagte Suárez am Samstag ergriffen.
Als letztes Team hatten sich die «Urus» für die WM qualifiziert, als erste Mannschaft stehen sie im Viertelfinale und treffen am kommenden Freitag auf Ghana, das die USA mit 2:1 nach Verlängerung schlug. «Das kann man sich gar nicht vorstellen, was jetzt in der Heimat passiert. Die machen jetzt die Nacht zum Tage», sagte Suárez. Der 23 Jahre alte Stürmer hatte vor 30.597 Zuschauern in Port Elizabeth bereits nach acht Minuten die frühe Führung für die Südamerikaner erzielt, die Lee Chung-Yong (68.) zwischenzeitlich ausglich.
Dank seiner erneuten Gala rückt der Stürmer von Ajax Amsterdam, der diese Saison in 33 Ligaspielen 35 Mal getroffen hatte, endgültig in den Fokus der Welt-Öffentlichkeit. Zunächst staubte er nach einem schweren Patzer von Koreas Keeper Jung Sung-Ryong, der eine Hereingabe von Atlético-Star Diego Forlan durch den eigenen Strafraum segeln ließ, eiskalt ab. Mit seinem feinen Schlenzer von der Strafraumgrenze schoss Suárez sein Land endgültig ins Glück. «Es war ein spektakuläres Tor, das uns den Sieg sicherte», lobte Coach Oscar Tabárez seinen Angreifer, der bislang an fünf von sechs Turniertreffern der «Urus» beteiligt war. «Ein unglaublich toller Schuss, es war vielleicht etwas Glück dabei», gab Suárez selbst zu.
Nach dem ersten Achtelfinal-Auftritt außerhalb des eigenen Landes fiel Südkorea hingegen in tiefe Trauer. Cha Du-Ri wischte sich mit seinem Trikot die Tränen aus dem Gesicht. «Wir haben das Spiel kontrolliert, nichts zugelassen. Am Ende hat uns vielleicht ein Tick gefehlt. Das ist aber eine junge Mannschaft, die Potenzial hat», sagte der frühere Freiburger Außenverteidiger.
Den «Taeguk Warriors» war ihre Nervosität zunächst deutlich anzumerken. Mit einem Freistoß von Park-Chu Young (5.), der aus halblinker Position an den Außenpfosten knallte, sorgte das Team von Trainer Huh Jung-Moo für einen Warnschuss, agierte ansonsten aber fehlerhaft. Uruguay setzte aus einer sicheren Defensive auf schnelle Vorstöße, konnte die zahlreichen Mängel in Südkoreas Spielaufbau allerdings zu selten nutzen.
Die Südkoreaner waren vom frühen Rückstand geschockt und kamen auch weiterhin nur schwer mit der körperlichen, aber nicht unfairen Verteidigung der «Urus» zurecht. Diese schalteten nach der Führung einen Offensivgang zurück und überließen dem Gegner das Mittelfeld. Aufregung gab es nur eine Minute vor der Halbzeit, als die Südamerikaner von Schiedsrichter Wolfgang Stark einen Hand-Elfmeter forderten, weil Ki Sung-Yueng ein Schuss von Maximiliano Pereira an die Hand sprang.
Nach der Pause begannen die Südkoreaner deutlich schwungvoller und setzten die «Himmelblauen» stark unter Druck. Zum vierten Mal brachten die Asiaten eine Standardsituation zum Erfolg: Mauricio Victorino lenkte einen Freistoß von Ki Sung-Yueng unglücklich vor das eigene Tor, Lee Chung-Yong staubte per Kopf ab. Fernando Muslera zögerte bei seinem ersten Gegentreffer in diesem Turnier zu lange.
Drei Minuten vor Schluss hielt er allerdings den Schuss von Lee Dong-Gook und sicherte gemeinsam mit Diego Lugano, der den Ball von der Linie kratzte, den Sieg. «Wir haben das Spiel bestimmt, aber wir waren nicht in der Lage, das zu Toren zu nutzen», klagte Koreas Coach Huh Jung-Moo.
Michael Rossmann (dpa) - Bilder: epa