So richtig wollte sich AS-Trainer Jordi Condom am Tag vor dem ersten Spiel der neuen Saison in der höchsten Spielklasse bei Zulte-Waregem nicht in die Karten schauen lassen. Zwar habe er seine Startelf im Kopf, doch haben ihn in den letzten Tagen "positive Zweifel" umgetrieben, wie der Spanier sagt.
So gut wie alle Mann sind fit. Bei Verteidiger Raoul Kenne sollen weitere Untersuchungen Aufschluss bringen über seine anhaltenden Herzprobleme. Und Anthony Bassey trage sich mit Knieschmerzen herum, sei aber spätestens in einer Woche wieder völlig fit.
Mit 22 Spielern tritt die AS die 220 Kilometer lange Reise nach Waregem an, auch wenn nur 18 auf den Spielberichtsbogen passen. Alle sollen aber davon profitieren, die Luft der höchsten Spielklasse zu schnuppern. Bei aller Anspannung sei vor allem die Vorfreude groß, sagt AS-Teammanager Michael Radermacher: "Die Mannschaft freut sich, endlich in der ersten Liga zu spielen. Die Stadien sind neu, keiner weiß so richtig, was auf ihn zukommt. Auch für mich ist es Neuland, aber wir freuen uns ungemein."
Sicher habe er als Führungsspieler im Vorfeld Gespräche mit den jungen Spielern gegeben, sagt Mannschaftskapitän Luis Garcia. Es bringe aber nichts, sie verrückt zu machen und so zu sehr unter Druck zu setzen. Wie es ist, in der höchsten Klasse zu spielen, müssten sie schon selber herausfinden, sagt der 35-jährige Garcia, der seine Erfahrung in der ersten spanischen Liga gesammelt hat.
An den Prozessabläufen vor dem Auswärtsspiel im Regenbogenstadion von Waregem hat die KAS Eupen auch nichts Wesentliches geändert, sagt Teammanager Michael Radermacher: "Wir machen den Ablauf, wie wir ihn schon jahrelang machen, d.h. wir fahren hier um 11.15 Uhr weg, gehen ins Hotel. Dann wird um 14 Uhr gegessen. Die Spieler gehen dann ins Zimmer, gehen sich ein bisschen ausruhen, bekommen gegen 17 Uhr noch eine Kleinigkeit zu essen und fahren gegen 18 Uhr ins Stadion - aber ein ganz normaler Ablauf, den wir schon jahrelang so machen."
Dem neuen Umfeld begegne man mit dem nötigen Respekt, erklären Jordi Condom und sein Mannschaftsführer Luis Garcia einmütig. Schließlich sei Zulte-Waregem ein Team, das auf einiges an Erfahrung in der 1. Division bauen könne. Man habe den Gegner natürlich beobachtet und analysiert, kenne seine Stärken und seine Schwächen. Aber über die wissen auch die Gegner Bescheid, wenn es um die AS Eupen geht. Schon in den vergangenen Spielzeiten und auch in den Vorbereitungsspielen war der Mannschaft vorgehalten worden, dass sie vielleicht zu sehr das spielerische Element betone, mit viel Ballbesitz und dann anfällig sei für Gegentore, wie noch zuletzt im Testspiel gegen Malaga. Dass Fehler in der höchsten Spielklasse teuer bezahlt werden, wissen Condom & Co.
Man habe darum verstärkt daran gearbeitet, dass die Spieler im Ernstfall einen "Plan B" umsetzen können, wenn sie etwa unter Druck geraten. Das hier sei nun mal nicht die "Aspire Academy", sondern der reale Fußball, sagt Jordi Condom.
Und dann sagt Jordi Condom noch dieses: bei allem Respekt fahre die AS nach Waregem, um zu gewinnen. Das schließe dann sowohl Plan A als auch Plan B ein.
Text und Bild: Stephan Pesch