Auf den letzten Drücker hat Weltmeister Lewis Hamilton seinem Mercedes-Stallrivalen Nico Rosberg noch die Pole Position für den Grand Prix von Großbritannien weggeschnappt. Der Brite sicherte sich nach Streichung seiner ursprünglich schnellsten Zeit doch noch Startplatz eins für sein Formel-1-Heimspiel und verwies den deutschen WM-Spitzenreiter auf Rang zwei. "Ich hatte großen Druck vor meiner letzten Runde. Ich wusste, ich konnte die Jungs nicht hängen lassen", sagte der Brite nach der 55. Pole seiner Karriere und der sechsten in dieser Saison.
Alles andere als zufrieden war Rosberg nach dem Verpassen der Pole. "Es war nicht mein bester Tag, Lewis war einfach besser", resümierte er. "In dieser Saison war es aber ein bisschen meine Stärke, den Start zu gewinnen", sagte Rosberg weiter, deshalb sei er "voller Zuversicht." Dritter wurde Red-Bull-Youngster Max Verstappen.
Hamilton geriet in der Schlussphase der Qualifikation unter Zugzwang, nachdem ihm seine stärkste Rundenzeit gestrichen wurde. "Es war nicht die sauberste Session", sagte Hamilton, nachdem sein Wagen in Kurve neun leicht über den Bordstein getragen wurde. Dafür musste der Brite die Annullierung seiner bis dato besten Zeit hinnehmen.
"Man könnte es von Lewis' Seite etwas weniger eng machen und uns weniger Herzklopfen bereiten", sagte Teamaufsichtsrat Niki Lauda bei RTL, der nach der Verschärfung des Verhaltenskodex für die beiden verkrachten Silberpfeil-Piloten hofft, dass sie am Sonntag (14:00 Uhr) "normal durch die erste Kurve kommen."
Sebastian Vettel fuhr nur auf Rang sechs. Wegen eines unerlaubten Getriebewechsels muss der Ferrari-Star aber fünf Plätze weiter hinten starten. "Ich habe auf der ersten Runde einen Riesenfehler gehabt", erklärte er. "Das Auto war gut, wir haben mehr rausgeholt, als drin war. Wenn wir alles schaffen, dann sind wir auf jeden Fall Vierter. Vielleicht noch Platz drei, da müssen wir uns nicht verstecken."
Nach dem Krisengespräch mit Motorsportchef Toto Wolff sieht Hamilton seine Rivalität mit Rosberg auf einer neuen Grundlage. "Wir sind nicht die besten Freunde. Wir werden unsere Aufs und Abs weiter haben, und unser letztes Rennen war ganz bestimmt unser Ab", zitierten britische Medien Hamilton. Als Männer würden sie aber Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Zuvor hätten sie sich regelrecht töten wollen, so Hamilton.
Nach den ersten fünf Grand Prix lag Hamilton schon 43 Punkte hinter Rosberg. Vor dem zehnten Saisonrennen hat er nur noch elf Zähler Rückstand auf den WM-Spitzenreiter und könnte schon am Sonntag erstmals in diesem Jahr die WM-Führung übernehmen.
Von Martin Moravec, dpa - Bild: Andrej Isakovic/AFP