Im 28. Klassiker zwischen Frankreich und Deutschland gingen die Gastgeber furios und euphorisiert ins Spiel. Die französische Offensive übte gleich großen Druck aus und wäre fast schon früh belohnt worden, als Griezmann zwei Spieler aussteigen ließ und Deutschlands Torwart Neuer zu einer Parade zwang. Eine derartige Phase hatte die deutsche Mannschaft in diesem Turnier noch nicht erlebt.
Es dauerte zehn Minuten, ehe der Weltmeister den Schwung der Franzosen unterbinden und selbst sein taktisches System durchbringen konnte. Löw hatte dabei mit einer neuen Variante überrascht. Dass Schweinsteiger erstmals die deutsche Mannschaft bei der EM auf das Feld führen würde, hatte er vorher schon angekündigt. Neu war aber, dass Emre Can an seiner Seite im Mittelfeld zusammen mit Toni Kroos zu seinem ersten Einsatz kam.
Die ersten Chancen ließen nicht lange auf sich warten. Erst war es der bei dieser EM so glücklose Thomas Müller, der den Ball nicht richtig traf (13.). Dann hatte Can die große Chance zur Führung, den Schuss des Liverpool-Profis fischte Hugo Lloris aber noch aus dem unteren Toreck. Die deutsche Mannschaft drängte die Franzosen in die eigene Hälfte zurück, auch weil die beiden Außenverteidiger Jonas Hector und Joshua Kimmich extrem hoch standen.
Was fehlten, waren aber die klaren Torchancen - sei es bei einem Schuss von Schweinsteiger (26.) oder als Julian Draxler und Müller nach einer Hereingabe den Ball nicht unter Kontrolle bringen konnten (32.). Szenen, die aber trotzdem zeigten, dass die Franzosen defensiv verwundbar waren.
Die Elf von Trainer Didier Deschamps versuchte indes ihr Glück mit Kontern. Vor allem wurde es durch Griezmann gefährlich. Mit einem 0:0 zur Pause schienen sich die Teams abgefunden zu haben, als nach einer französischen Ecke ein Handspiel von Schweinsteiger im Zweikampf mit Patrice Evra das Spiel ein wenig auf den Kopf stellte. Der Italiener Nicola Rizzoli, der auch schon das WM-Finale 2014 geleitet hatte, entschied folgerichtig auf Elfmeter.
Der Rückstand machte es für die deutsche Mannschaft nicht einfacher. Die Franzosen zogen sich noch weiter zurück. Die deutsche Mannschaft suchte vergeblich die Lücke. Erschwerend kam hinzu, dass auch noch Boateng verletzt vom Platz musste. Schon die Ausfälle des gesperrten Mats Hummels und der verletzten Leistungsträger Sami Khedira und Mario Gomez hatten das Unterfangen erschwert. Das Anrennen brachte nichts ein, stattdessen ging der Schuss nach hinten los. Paul Pogba tanzte Kimmich aus, dessen Flanke verlängerte Neuer vor die Füße von Griezmann, der zum 2:0 einschoss.
dpa/wb - Bild: Pascal Guyot/AFP