Bundestrainer Jogi Löw hatte gegen die Taktikfüchse aus Italien auf eine Dreierkette umgestellt. Schon nach einer Vierstelstunde musste er aber reagieren: Für den verletzten Sami Khedira kam Bastian Schweinsteiger.
In der 27. Minute brandete im deutschen Lager kurzer Jubel auf: der Kopfballtreffer von Schweinsteiger wurde aber nicht von Schiedsrichter Viktor Kassai anerkannt, weil sich der deutsche Mannschaftsführer im Zweikampf regelwidrig durchgesetzt haben soll.
Eher zufällig ergab sich die bis dahin beste Möglichkeit für Deutschland: Joshua Kimmich lenkte in der 42. Minute einen Querschläger von Toni Kroos in die Mitte des Strafraumes, wo Thomas Müller den Ball nicht im Tor unterbringen konnte.
Praktisch im Gegenzug hatte Italien die große Chance zur Führung: Wie im Auftaktspiel gegen Belgien setzte Abwehrspieler Leonardo Bonucci den schnellen Emanuele Giaccherini mit einem langen Pass in Szene, der legte von der Torauslinie zurück und der Schuss aus dem Rückraum von Stefano Sturaro wurde durch Jérôme Boateng noch zur Ecke abgefälscht.
Von diesen späten Strohfeuern mal abgesehen, war das bis zur Pause Schonkost im Klassiker zwischen Deutschland und Italien.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit lief der Ball besser bei den Deutschen: In der 54. Minute legte Gomez ab auf Müller, dessen Schuss von Alessandro Florenzi artistisch zur Ecke abgefälscht wurde. Gleich im Anschluss versuchte es Boateng mit einem Schuss aus der zweiten Reihe, der aber übers Tor ging.
In der 65. Minute die Führung für Deutschland: Einen langen Ball von Neuer griff Gomez an der linken Seitenauslinie auf, er wartete auf den mitgelaufenen Hector, dessen Rückpass fälschte Bonucci noch ab, im Zentrum rauschte Mesut Özil heran und überwand Buffon aus kurzer Distanz - 1:0.
Drei Minuten später fast schon die Vorentscheidung: Ein Heber in den italienischen Strafraum, Mario Gomez mit der Hacke, aber Gianluigi Buffon reagierte mit einem Reflex. Die deutsche Mannschaft wirkte nun befreit.
In der 72. Minute musste Gomez vom Platz, für ihn kam Julian Draxler.
In der 74. Minute kam Graziano Pellè nach einem flachen Pass von der linken Außenlinie am ersten Pfosten zum Abschluss. Beschattet von Boateng setzte er die Kugel rasant, aber auch weit am Tor vorbei.
Der stark spielende Boateng stand dann auch im Mittelpunkt der Szene, die zum 1:1 führte: Im Zweikampf sprang ihm der Ball an den weit vom Körper gestreckten Arm - Handelfmeter! Bonucci lief an, verzögerte und ließ Manuel Neuer keine Chance: der Ausgleich in der 78. Minute - das erste Gegentor für Deutschland in diesem Turnier.
Jetzt bekam Italien Oberwasser: Ein Ballverlust von Hector führte zu einem Konter, den Schuss von Pellè blockte Benedikt Höwedes zur Ecke ab.
Den zwischenzeitlichen Nichtangriffspakt durchbrach De Sciglio kurz vor Ende der regulären Spielzeit mit einem satten Schuss, der im Seitennetz landete. Dann sah auch Mats Hummels Gelb, für ihn gleichbedeutend mit einer Sperre im Halbfinale.
1:1 nach 90 Minuten - Verlängerung! Erst zu Beginn des zweiten Abschnitts eine gute Möglichkeit für Draxler. Eine Flanke von Schweinsteiger wurde schlecht geklärt und Draxler kam aus kurzer Distanz zum Volleyschuss - fast wie beim Spiel gegen die Slowakei. Doch diesmal ohne Treffer.
Nachdem Eder Platz gemacht hatte für Lorenzo Insigne, ergab sich ein Konter für Deutschland. Der Pass von Draxler auf Müller war aber zu lang und führte zu nichts - wie auch der folgende Fernschuss von Schweinsteiger, der kurz danach Gelb sah weil er den Ellenbogen ausgefahren hatte. Für die Italiener gab es an diesem Abend fünf Verwarnungen.
Auf der Gegenseite kam Insigne aus spitzem Winkel zum Abschluss, aber ohne Mühe für Neuer.
Kurz vor Ende der Verlängerung noch ein taktischer Wechsel von Antonio Conte fürs Elfmeterschießen: Simone Zaza für Giorgio Chiellini.
Der Schuss ging aber nach hinten los: Zaza verschoss ebenso wie Pellè, Neuer hielt die Schüsse von Bonucci und Darmian, auf deutscher Seite scheiterten Müller, Özil und Schweinsteiger an Buffon, am Pfosten oder an der eigenen Schusstechnik. Mit dem insgesamt 18. Versuch sorgte Jonas Hector, der schon die Vorlage zum Tor gegeben hatte, für die Entscheidung zum 6:5 im Elfmeterschießen.
Der Weltmeister zieht ins Halbfinale der EM ein. Am Donnerstag trifft die deutsche Mannschaft in Marseille auf den Gewinner aus der Viertelfinalbegegnung zwischen Frankreich und Island, die am Sonntagabend im Stade Saint-Denis ausgetragen wird.
Stephan Pesch - Bild: Patrik Stollarz/AFP
Sie haben es wirklich verdient die Fussballer von drüben mit ihrem Träner Jogi Löw. Das war gestern ein Krimi Fussball. Ein tolles Tor von Özil. In der Verlängerung blieben die Tore aus. Das Elfmeterschiessen war Spitze. Gratulation an Manuel Neuer den beisten Torwart der Welt !
Wenn man im Elfmeterschießen gewinnt, kann man nicht sagen, dass es verdient ist. Auch die Italiener hätten dann den Sieg verdient. Mir tun sie leid!
Herr Ramscheid ganz meiner Meinung - und vor allem können die Deutschen auch nicht behaupten endlich das Trauma gegen Italien ad acta legen zu können - denn die haben Italien nicht im regulären Spiel besiegt und bei dem Elfmeterschiessen, da hätte es ebenso anders ausgehen können und es tut mir echt leid das Italien dabei verloren hat da die Deutschen mE nach überheblich sind und zu sehr von sich eingenommen.
Es kann nur einer gewinnen, auch wenn dieses Spiel keinen Verlierer verdient hat.
Die 'Squadra Azzura' hat ein tolles Turnier gespielt und kann erhobenen Hauptes
nach Hause fahren.