Es ging sofort in die Vollen. Kein Abtasten, kein Zögern - Power-Fußball von Beginn an. England agierte wie schon in den ersten drei Turnierspielen im sehr offensiven 4-1-2-3-System und erwischte die Nordeuropäer kalt. Eine schöne Flanke aus dem Halbfeld von Daniel Sturridge erreichte den von Medien und Fans zuletzt scharf kritisierten Raheem Sterling, der von Island-Keeper Hannes Thor Halldorsson im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Rooney verwandelte sicher vom Elfmeterpunkt. Nur 80 Sekunden später jubelten die Isländer. Nach einem weiten Einwurf verlor Rooney das entscheidende Kopfballduell mit Kari Arnason, dessen Vorlage Sigurdsson aus Nahdistanz zum Ausgleich verwertete.
Und es kam noch besser für den krassen Außenseiter. Bei einem der wenigen Vorstöße durfte der EM-Neuling vor dem Strafraum weitgehend ungestört kombinieren, Sightorsson bedankte sich für die Freiheiten mit dem 2:1. Beim 14-Meter-Schuss leistete sich Joe Hart im Tor der Engländer allerdings einen dicken Patzer.
Der Rückstand wirkte wie ein Schock. Den einfallslosen Engländern fiel gegen die Defensive der Isländer, die teilweise mit neun Mann um den eigenen Strafraum verteidigten, nichts ein. Lediglich nach einer knappen halben Stunde wurde es noch einmal gefährlich. Eine präzise Flanke von Sturridge nahm Harry Kane mit vollem Risiko, seinen Volleyschuss parierte Halldorsson aber glänzend.
Ansonsten wirkte das englische Spiel völlig erstarrt. Hilflos guckten sich Rooney & Co. auf der Suche nach Anspielstationen um. Trainer Roy Hodgson beobachtete das Ganze schweigend vor der englischen Bank stehend. Nach einer Stunde brachte Hodgson dann Jamie Vardy. Doch auch der Stürmer vom Meister Leicester City konnte die vielbeinige Island-Abwehr nicht aufmischen. Hodgson vergrub immer öfter dasGesicht in seinen Händen und wirkte am Ende wie alle Spieler völlig leer.
Hodgson tritt als England-Trainer zurück
Trainer Roy Hodgson hat nach dem EM-Aus der englischen Fußball-Nationalmannschaft seinen Rücktritt erklärt. "Es tut mir leid, dass es so enden muss", sagte der 68-Jährige am Montag in Nizza. "Jetzt ist es an der Zeit für jemand anders, den Fortschritt dieser jungen, hungrigen und extrem talentierten Gruppe zu verantworten." Hodgson trug ein vorbereitetes Statement vor, nannte das Abschneiden "inakzeptabel" und ließ keine weiteren Fragen zu.
Der Routinier hatte das Team kurz vor der EM 2012 übernommen, sein Vertrag lief nach dem Turnier in Frankreich aus. Der Coach stand bereits zuvor wegen seiner zahlreichen Personalwechsel beim letzten Vorrundenspiel gegen die Slowakei (0:0) und dem verpassten Gruppensieg in der medialen Kritik.
Der englische Verband kündigte an, die Entscheidung von Hodgson zu unterstützen und weitere Schritte "sofort" zu diskutieren. "Wie die gesamte Nation sind wir enttäuscht über die Niederlage", hieß es in einer Stellungnahme. "Wir hatten große Hoffnung, weit in diesem Wettbewerb zu kommen und akzeptieren, dass wir weder unsere eigenen noch die Erwartungen des Landes erfüllt haben."
Als mögliche Nachfolger von Hodgson werden U21-Trainer Gareth Southgate, der ebenfalls zurückgetretene Assistent Gary Neville und die Premier-League-Trainer Alan Pardew, Sam Allardyce oder auch Arsene Wenger gehandelt.
dpa/wb - Bild: Anne-Christine Poujoulat/AFP