Zuvor waren auch heute die Proteste in Tunesiens Hauptstadt Tunis eskaliert. Nachdem mehrere Demonstranten das Dach des Innenministeriums erklommen hatten, feuerte die Polizei Tränengas in die Menge. Außerdem sollen Schüsse zu hören gewesen sein.
Bei den seit Wochen anhaltenden Protesten sind nach offiziellen Angaben 23 Menschen getötet worden. Regierungskritiker sprechen von mehr als 60 Toten. Erst gestern versuchte Präsident Ben Ali die aufgebrachten Demonstranten in einer Ansprache zu beruhigen.
Dennoch gingen die Menschen auch heute wieder zu Zehntausenden auf die Straße. Die meist jungen Demonstranten protestierten zunächst gegen die hohe Arbeitslosigkeit. Ihr Unmut richtet sich mittlerweile gegen den autoritäten Führungsstil durch den Präsidenten, der bereits seit 23 Jahren im Amt ist.
Massenproteste in Tunis
Die überall sichtbare Polizei hielt sich zunächst zurück. Bei Ausschreitungen in den vergangenen Tagen hatten Sicherheitskräfte mehrfach auf Demonstranten geschossen.
Ben Ali hatte am Donnerstagabend Zugeständnisse gemacht (...) und für 2014 das Ende seiner Präsidentschaft in Aussicht gestellt. In seiner dritten Fernsehansprache innerhalb weniger Wochen versprach er sinkende Preise für Grundnahrungsmittel sowie mehr Demokratie und die Aufhebung der Internetzensur. Wenig später konnten gesperrte Onlineseiten wie YouTube wieder erreicht werden.
Reisewarnung für Tunesien
Das Außenministerium hat eine Reisewarnung für Tunesien herausgegeben. Wegen der Unruhen solle man das Land nach Möglichkeit meiden. Mehrere Reiseveranstalter fliegen ihre Gäste aus Tunesien aus.
Thomas Cook hat bereits mit drei Maschinen Belgier nach Hause gebracht und alle Reisen bis zum 21. Januar abgesagt. Auch Jetair will 400 Kunden in die Heimat zurückbringen.
Der deutsche Veranstalter TUI setzt seine Reisen nach Tunesien unterdessen fort. Nur wenige Kunden wollten ihren Urlaub abbrechen oder stornieren.
dpa/belga/DPA/Spiegel-Online/Reuters/okr/km/ - Bild: epa