Bilder, die es hier schon sehr lange nicht mehr gegeben hat. Die Place des Combattants und das Stadtzentrum von Welkenraedt vollkommen überflutet, die Neutralstraße unter Wasser. Besonders hart traf es das ROMA Garten Center an der Neutralstraße in Welkenraedt. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich das Gelände in einen See.
Jacqueline Derveaux aus Walhorn war zufälligerweise gerade im Garten Center als die Überschwemmung begann. "Ich wollte einfach nur hier hinkommen und mir Blümchen anschauen, da wurde ich überrascht vom Platzregen", sagt sie im BRF-Interview sichtlich bewegt. "Dann kam immer mehr Wasser. Ich habe den Geschäftsleuten geholfen, Sachen hoch zu stellen." Das Wasser stand da schon bis zu den Knien und Jaqueline Derveaux musste auf einen Tisch flüchten. "Der Eigentümer hat dann seine Frau auf die Schultern genommen und raus getragen. Mich haben zwei Männer gepackt und nach draußen geführt."
Eugène Ahn wohnt in Herbesthal gleich auf der anderen Straßenseite. Auch bei ihm ist der Schaden groß. "Als ich auf der Arbeit den Regen sah, habe ich meine Frau angerufen und ihr gesagt, sie solle das Auto aus der Garage holen." Das schaffte sie allerdings nicht mehr, der Strom war ausgefallen, das Garagentor öffnete sich nicht und das Wasser drang bereits ins Haus. "1,50 Meter hoch stand das Wasser im Haus - das Auto hat Totalschaden, alle Elektrogeräte aus dem Keller -Waschmaschine, Kühlschrank- sind defekt", sagt er.
Seit über zwanzig Jahren wohnt Eugène Ahn in der König-Baudouin-Straße. So etwas wie am Montag hat er noch nie erlebt. Er hat eine eigene Theorie. Grund sei die neue Siedlung Dickenbusch auf Welkenraedter Seite. Die habe man einfach ans bestehende Kanalnetz angeschlossen. "Wenn andere Gemeinden einfach 100 Häuser zusätzlich an ein Lotissement anschließen, bei dem das Gewitterauffangbecken nur für 40-50 Häuser ausgelegt ist, dann kann das nicht funktionieren", ist sich Eugène Ahn sicher.
Wenige Meter weiter liegt das Gewitterauffangbecken. Am Dienstagmorgen war es immer noch nicht leer. Jean-Luc Moutschen, Dienstleiter der Feuerwehr Lontzen musste einschreiten. "Der Abfluss ist verstopft, den müssen wir jetzt frei machen, damit wir, wenn der nächste Regen kommt, das Becken auch nutzen können."
Mit dem Ausrufen des provinzialen Notfallplans hatte die neue Hilfeleistungszone am Montag ihre erste richtige Bewährungsprobe. In der Feuerwehrkaserne in Herbesthal wurden alle Einsätze koordiniert.
Am Schnellenberg in Kelmis bei der Rochuskapelle herrschte am Montagnachmittag ebenfalls Land unter. Dort wohnen auch Jean-Marie Burlet und seine Lebensgefährtin. Sie müssen für die nächste Zeit eine andere Bleibe finden. Die vergangene Nacht verbrachten sie schon in einer Notunterkunft. "Das hat sehr gut geklappt. Die Feuerwehr von Lontzen und eine Sozialassistentin haben sich sehr gut um uns gekümmert. Man hat uns was zu essen gegeben. Und eine Wohnung zur Verfügung gestellt", sagt Jean-Marie Burlet.
Eine Tote, dazu enorme Sachschäden. Das ist die traurige Bilanz. Die Nachwehen des Unwetters werden Behörden und Versicherungen und die Betroffenen wohl noch einige Zeit beschäftigen.
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Volker Krings - Bilder: BRF