Mit ihrer markanten Kopfbedeckung beeindruckten sie schon rein äußerlich: eine ausladende, weiße Flügelhaube aus gestärktem Leinentuch, die so genannte "Cornette", gehörte zur besonderen Ordenstracht der Vinzenterinnen. Auch die Bronzestatue an der Bütgenbacher Friedhofsmauer trägt solch eine Kopfbedeckung. Das Werk des Mützenicher Künstlers Klaus Gehlen "Ordensfrau mit verletztem Kind" wurde im September 2014 eingeweiht und gab dem Ort einen neuen Namen: Vinzenterinnen-Platz. Jetzt erinnern dort auch fünf Schautafeln an die Ordensschwestern.
"Das war ein 'must' - wir waren es den Schwestern schuldig. 104 Jahre Dienst zugunsten der Bevölkerung. Das ist eine unwahrscheinliche Leistung", sagt Herbert Heck, der die Gedenkstätte initiiert hat. "Das Krankenhaus wurde 1993 abgerissen, nichts blieb übrig. Das war eine Sache, mit der ich mich nie anfreunden konnte - da fehlte etwas."
Das Wirken der Vinzentinerinnen reicht bis in das Endes des 19. Jahrhunderts zurück. Damals herrschte in den armen Eifel-Dörfern eine Typhusepidemie, der viele Bewohner zum Opfer fielen. Der Pfarrer wandte sich daraufhin an den Orden in Köln mit der Bitte, Schwestern für die Krankenpflege zu entsenden. Mit preussischer Genehmigung aus Berlin durften sie schließlich eine Niederlassung in Bütgenbach errichten.
"Es war ein Kloster. 'Kloster' war damals ein umfassender Begriff. Sie hatten ein Krankenhaus, ein Altenheim, einen Kindergarten, eine Kochschule. Sie hatten diverse Aufgaben", erklärt Herbert Heck.
Mit der organisierten und professionellen Kranken- und Altenpflege leisteten die Schwestern damals Pionierarbeit in der Gesundheitsversorgung der Nordeifel – nicht nur in Bütgenbach. "Das Einzugsgebiet ging sowohl in die Wallonie, Sourbrodt, Weismes, bis auch in die Gegend um Heppenbach. Diese Gegend war eher nach Bütgenbach als nach St. Vith orientiert", so Herbert Heck.
Die Klosteranlage wurde zweimal erweitert unter Führung des Mutterhauses in Köln. 104 Jahre haben die Vinzentinerinnen in Bütgenbach schließlich gewirkt: von 1880 und 1984. "Das Ende wurde dadurch hervorgerufen, dass sie keinen Nachwuchs mehr hatten. Früher gab es in fast jeder Familie eine Ordensschwester, heute finden sie ja kaum noch Ordensschwestern", sagt Herbert Heck. Aber auch finanzielle Gründe haben eine Rolle gespielt. "Es ist ja für Bütgenbach und Büllingen eine Interkommunale für das Gesundheitswesen entstanden."
Als Bürgermeister pflegte Herbert Heck Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre noch engen Kontakt zu den Vinzentinerinnen. Als 1984 die letzten Schwestern Bütgenbach verließen, war das für ihn und die ganze Bevölkerung ein trauriger Moment. Mit der Veröffentlichung einer Dorfchronik von Manfred Dollendorf kam vor zwei Jahren die Idee auf, eine sichtbare Erinnerung an den Einsatz der Ordensfrauen zu schaffen.
Die Fotoausstellung über die Vinzentinerinnen könnte übrigens noch ausgebaut werden. Denn die lange Friedhofsmauer biete noch viel Platz.
Michaela Brück - Bilder: BRF