Wer in Jülich arbeitet, fährt auch schonmal mit dem Bus in die Cafeteria. Kein Wunder, denn mittlerweile arbeiten rund 5.800 Menschen auf dem fast zweieinhalb Kilometer großen Gelände. Energie, Nachhaltigkeit und Effizienz sind die Schlagworte der aktuellen Forschung - egal ob es dabei um Medizin, Landwirtschaft oder Chemie geht.
Doch fast genau so wichtig ist es, auch in Zukunft genug Menschen zu haben, die ihr Leben der Forschung widmen wollen. "Die Kleinen in egal welcher Altersstufe zu interessieren für die faszinierenden Dinge, die Natur und all das, was als Wissenschaft darum herum nötig ist, zu begeistern, das ist eine tolle Herausforderung. Der stellen wir uns gerne mit ganz vielen Aktivitäten", erklärt Wolfgang Marquardt, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich.
So konnten Besucher zum Beispiel selbst Solarzellen herstellen, die mit Rote Beete-Saft hergestellt werden oder einmal einen Blick hinter die Kulissen des gerade fertig gestellten Instituts für Nuklearchemie werfen. Das Herzstück des neuen Labors steht im Keller. Zwei Meter Stahl und Beton trennen den Teilchenbeschleuniger vom Rest des Gebäudes - als Schutz vor radioaktiver Strahlung, die bei den Reaktionen in dem Gerät entsteht. In dem Teilchenbeschleuniger werden Atome mit hoher Geschwindigkeit zur Kollision gebracht. So entstehen neue Stoffe mit neuen Eigenschaften.
"Wir entwickeln radioaktive Moleküle für bestimmte Anwendungen, um nicht-invasiv in den Körper zu gucken - das ist eigentlich unser Ansatz und unser Anspruch", erklärt Bernd Neumaier, Direktor des Instituts für Nuklearchemie. So hat man in Jülich zum Beispiel einen Stoff entwickelt, mit dem man Tumore im Gehirn viel genauer erkennen kann, als bisher. "Diese radioaktive Aminosäure geht exakt in den Tumor. Die zeigt genau die Ausbreitung des Tumors im Gehirn an und dann kann der Strahlentherapeut dann exakter den Tumor beseitigen", so Neumaier weiter.
Vor der Anwendung muss der radioaktive Stoff aus dem Teilchenbeschleuniger noch mit anderen Trägersubstanzen gemischt werden. Auch dazu hat man in Jülich eine eigene Konstruktion entwickelt. So hat man in Jülich in den vergangenen Jahren einen wichtigen Durchbruch in der Erkennung und Behandlung von Tumoren gemacht.
Aber es ist nicht alles so ernst im Forschungszentrum. Zwischendurch arbeiten die Forscher auch gerne mal an kuriosen und ausgefallenen Idee. So entstand zum Beispiel das hauseigene Bier JuBräu - und tatsächlich fand die Schnapsidee so großen Anklang, dass JuBräu mittlerweile auch schon in Geschäften erhältlich ist.
Forschung zum Anfassen also im wahrsten Sinne des Wortes. Und bestimmt eine gute Anregung, um auch so manchen Nachwuchs auf den Geschmack zu bringen.
ake/mg - Bilder: Anne Kelleter/BRF