Viele Aachener nennen es das Millionengrab. 46 Millionen Euro hat der Bau des neuen Tivoli-Fußballstadions gekostet. Nach der Insolvenz des Vereins kaufte die Stadt Anfang 2015 das Stadion für einen symbolischen Euro. Aachen muss die Betriebskosten, Zins und Tilgung von jährlich bis zu zwei Millionen Euro tragen. Und damit nicht genug: Jetzt fallen auch Bau- und andere Wartungsmängel an.
Ein Sachverständigenbüro hat 365 Mängel festgestellt, die allesamt behoben werden müssen. Klaus Schavan, der technische Betriebsleiter des städtischen Gebäudemanagements in Aachen, möchte die hohe Zahl der Mängel aber relativieren. "Das hört sich nach viel an. Aber wenn man fachlich reinschaut, merkt man, von den 365 Mängeln sind über hundert Brandschutzklappen. Und es gibt viele Mängel, die sich ähneln. Wir können diese Mängel clustern und gezielt abarbeiten."
"In Sicherheitsfragen werden keine Kompromisse gemacht", sagt Klaus Schavan. Und das gibt es nicht kostenlos. Finanzpolitisch ist das Tivoli-Stadion jedenfalls ein ganz dicker Klotz am Bein für die Aachener Stadtkasse. "Natürlich ist das Betreiben eines solchen Stadions eine jährliche Kostenbelastung", erklärt Oberbürgermeister Marcel Philipp. "Wir beziffern das mit etwa zwei Millionen Euro, was aber für die Größenordnung des Gebäudes wiederum normal ist."
"Entscheiden muss man sich, wenn man als Stadt ein solches Gebäude errichtet oder übernimmt - ob man das stemmen kann oder stemmen will, und was die Alternative wäre. Ich glaube, dass es vernünftig ist, in dieser Situation als Stadt dann auch die Verantwortung für das Gebäude zu übernehmen", so Oberbürgermeister Philipp.
Die Botschaft: Egal was auch kostet, der Tivoli-Besucher muss nicht um sein Leben fürchten. König Fußball und seine treuen Anhänger der Alemannia sind also nicht in Gefahr. Der Ball kann bald wieder rollen: beim neuen Saisonstart in der vierten deutschen Fußballliga.
Manuel Zimmermann