Was können wir noch glauben oder hoffen? So übertitelt die Bürgerinitiative Kaiserbaracke ihre Pressemitteilung. Sie bedauert, dass die Gemeinde Amel ein bedingt günstiges und kein generell ungünstiges Gutachten für den Bauantrag von Renogen erstellt hat. Die wäre die einzig richtige Bewertung gewesen, so die Bürgerinitiative.
"Wir haben uns die Betriebsgenehmigung eingehend angeschaut und geprüft und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass so eine Betriebsgenehmigung keine Befürwortung verdient. Ganz einfach, weil da nur verschiedene Prozesse beschrieben worden sind, aber nicht ganz klar definiert worden ist, um welches Filtersystem es sich handelt", erklärt Bernd Lorch, Pressesprecher der Bürgerinitiative.
Ofensystem nicht für neue Filteranlage geeignet
Noch gravierender findet die Bürgerinitiative einen anderen Punkt: Das Ofensystem des Biomasseheizkraftwerks sei überhaupt nicht für eine neue Filteranlage geeignet, die die Entstehung von Dioxinen und Furanen verhindern soll. "Wenn ich ein hochkomplexes und sensibles Filtersystem installieren möchte, muss dazu die Heiztechnik adäquat angepasst werden - und das ist sie nicht. Ich kann doch kein filtersystem da anbringen ohne, dass das Ofensystem und die Heiztechnik nicht dementsprechend aufgerüstet wird - das macht keine Häuslebauer", meint Lorch.
Das Gemeindeoberhaupt handele nicht konsequent und betreibe eine schwammige Verschleierungpspolitik, so der Vorwurf an Bürgermeister Klaus Schumacher. "Hier wird Ball hin und her geschoben und es wird wieder Zeit geschunden. Wir sind ziemlich enttäuscht, vielleicht spielt auch ein bisschen Frust mit, weil man uns immer wieder versprochen hat, sobald Messwerte überschritten werden, schließen wir das Werk - O-Ton Klaus Schumacher, Bürgermeister von Amel. Aber es folgen keine Taten und das regt uns ein bisschen auf", so Lorch.
Grenzwerte trotz Auflagen überschitten
Die Grenzwerte für den gesundheitsschädlichen Dioxinausstoß würden trotz Auflagen deutlich überschritten, so die Bürgerinitiative. Das hätten Messungen unter anderem im September letzten Jahres gezeigt. Ausmaß und Ursachen der massiv erhöhten Dioxin-Emissionen seien bis heute nicht geklärt. "Dort sind Dioxinwerte um das Zehnfache überschritten worden. Am 23. September sind wieder Messungen durchgeführt worden. Dort sind die Dioxinwerte auch wieder überschritten worden. Und der Erlass besagt ganz klar: Wenn Grenzwerte von 0,1 Nanogramm pro Kubikmeter einmal um das Zehnfache oder zwei Mal um das Fünffache überschritten werden, dann kann man sofort schließen. Und wir stellen uns die Frage, warum tut die Gemeinde Amel, die Umweltpolizei oder die Wallonische Region das nicht", so Lorch.
Warum die Gemeinde das nicht tut, hat Bürgermeister Klaus Schumacher bereits erläutert. So fürchtet er unter anderem eine Schadenersatzklage und hohe Regressansprüche des Unternehmens. Doch die Bürgerinitiative lässt nicht locker. "Für uns als Bürgerinitiative ist ganz klar, dass zunächst einmal alle Fakten auf den Tisch kommen müssen. Und wir müssen gemeinsame Schritte vorbereiten mit der Gemeinde Amel, wie wir weiter vorgehen wollen. Alle politischen Vertreter sollen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden - nicht nur die Gemeinde Amel, sondern alle politischen Vertreter, die damit zu tun haben. Und wir fordern, dass alle Auflagen auch in die Tat umgesetzt werden. Wir drängen dazu, dass die Gemeinde Amel, die Wallonische Region und auch die Umweltpolizei endlich aktiv werden."
Das Ameler Gemeindekollegium hat für Mittwochabend eine offizielle Stellungnahme zu der jüngsten Entwicklung im Fall Renogen angekündigt.
mb/mg - Bild: BRF