Es war ganz still im St.Vither Triangel als Abdou Ali von seinem Schicksal erzählte. Der fast 70-Jährige kam 1999 als Flüchtling aus der ostafrikanischen Republik Dschibuti über Umwege nach St. Vith. Zuvor hatte er jahrelang Ungerechtigkeiten und sogar Folter hinnehmen müssen, nur weil er als Fernseh- und Radiosänger Lieder gegen die Regierung gesungen hatte. Ein Fall wie er aktueller nicht sein könnte.
Das Wirken von Abdou Ali wurde in seiner Heimat nicht zur Staatsaffäre. Es wurde schlicht nicht geduldet. Am Rande der Verzweiflung gelang ihm nach jahrelangem Leiden die Flucht. Ihm war es wichtig, über seine Erfahrungen in einem Staat in dem die Rechtsstaatlichkeit nicht mehr funktioniert zu sprechen.
"Ich hatte in meinem Leben nicht das Recht zu sprechen, wie es die Leute hier dürfen", sagt Ali im BRF, "ich darf das aber nicht verstecken, was in Dschibuti passiert ist. Daher erzähle ich die Geschichte, wie sie ist."
Abdou Ali hat bei den Schülern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Ich merke selber, dass Rechte für unsere Gesellschaft sehr wichtig sind, nicht nur für andere Länder, sondern auch hier", meint Schülerin Angie Hilgers. "Auch hierzulande werden manche Rechte nicht durchgesetzt", stellt sie fest.
Die Idee eines Staates, in dem das Gesetz herrscht und der allen Bürgerinnen und Bürgern Rechtssicherheit gewährleistet, entstand eigentlich schon in der griechischen Antike. Die Philosophie der Aufklärung nahm die gleichfalls aus der Antike stammende Naturrechtslehre wieder auf: Jeder Mensch besitzt in seiner Natur begründete, angeborene Rechte. Es sind vor- oder überstaatliche Rechte, die der Staat nicht verleihen, sondern nur garantieren kann.
Der Begriff des Rechtsstaats als solcher entstand im 19. Jahrhundert in Deutschland und spielt seitdem eine zentrale Rolle. Carlo Lejeune vom Zentrum für Regionalgeschichte erläutert, warum es so wichtig ist, das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit zu vermitteln. "Ich glaube, dass das Thema der Rechtsstaatlichkeit von einer herausragenden Bedeutung ist, weil der Rechtsstaat zum Teil zerbröckelt, weil sich Politiker und Regierungen nur zum Teil an dei Grundregeln halten. Und das ist eine Aktualität, die auch die Schüler nachvollziehen können,weil auch in ihrem Umfeld das Zusammenleben immer schwieriger wird, wenn sich an einfache Regeln nicht mehr gehalten wird", sagt Carlo Lejeune im BRF.
Christophe Ramjoie