Der Ostbelgier Gerd Brüls war Anfang April als einziger Vertreter Belgiens bei der norddeutschen Gedächtnismeisterschaft in Lübeck. "So etwas gibt es tatsächlich. Dort treffen sich Menschen, die alle gerne Gedächtnissport betreiben, und messen sich in einer Art Zehnkampf", erklärt Brüls, eigentlich bekannt als Bezirksleiter der Ländlichen Gilden, in der Sendung Brasserie auf BRF1. Sechs Nationen waren dabei, neben Belgien und Deutschland auch Norwegen, Dänemark, die Niederlande und die Philippinen.
"Ich bin Zwölfter von 13 Teilnehmern geworden. Das hört sich jetzt nicht so toll an - aber man kann es mit einem Marathon vergleichen. Wenn ein Breitensportler einen Marathon mitläuft, dann wird der auch nicht gefragt: Wievielter bist du geworden?" Beim Gedächtnissport kommt es auf die Punktezahl an. "Da habe ich eine neue persönliche Bestleistung erzielt. Außerdem sind die deutschen Wettkämpfe immer unter den bestbesetzten, weil die Deutschen ganz vorne sind, wie die Schweden, Amerikaner und Chinesen."
"Das sind ganz lustige Disziplinen. Einmal gibt es die Zahlen, sowohl Marathon als auch Sprint. Also 15 Minuten oder fünf Minuten Zahlen merken - so viele wie möglich. Es gibt aber auch Binärzahlen - eine beliebige Reihenfolge von 0 und 1 - oder Dinge, die vielleicht für den Alltag ganz interessant sind: Namen, Gesichter, Begriffe, Texte oder Daten. Es gibt auch abstrakte Bilder wie zum Beispiel Tintenkleckse."
Spielkarten und die Einkaufsliste
"Die interessanteste und spannendste Disziplin sind aber die Spielkarten, weil das auch sehr zuschauerfreundlich ist. Da kann jeder etwas mit anfangen." Der Beste der Marathon-Disziplin schafft es, sich innerhalb von zehn Minuten 400 Spielkarten zu merken. "Im Sprint liegt der Weltrekord bei 20,44 Sekunden, um sich 52 Karten in der richtigen Reihenfolge merken zu können. Und das ist natürlich auch für Zuschauer sehr spannend."
"Es ist keine Elitesportart oder etwas für besonders intelligente Leute. Es ist eine Technik, die eigentlich jeder lernen kann. Jeder, der ein gesundes Gehirn hat, kann diese Technik erlernen", sagt Brüls, der auch Seminare gibt.
Das Gedächtnis zu trainieren, kann auch im Alltag ganz nützlich sein. Zum Beispiel kann man sich seine Einkaufsliste besser einprägen, indem man sich Geschichten dazu ausdenkt und sich die Dinge in einem merkwürdigen Kontext vorstellt. Wenn man sich die Reihenfolge merken will, ist die Routen-Methode geeignet.
In der Brasserie erklärt Gerd Brüls, wie das funktioniert. Außerdem gibt er Tipps, wie man sich Namen besser merken kann.
jp/km - Bild: BRF