Ein Blick auf die Tabelle wirft viele Fragen auf. Manche Großveranstaltung wie Karneval, Musikmarathon, das Public Viewing bei der Fußball-WM oder der Triathlon müssen gar nichts oder nur sehr wenig bezahlen. Andere wie das Maibaumaufsetzen, das Harley-Davidson-Treffen oder das Pigallefest werden recht kräftig zur Kasse gebeten.
"Ich weiß nicht, wo die Stadt Eupen da die Grenzen zieht und für mich ist die Aufschlüsselung der Kosten einfach relativ undurchsichtig", sagt Cédric Clooth, Präsident des JGV Wusel, Organisator des Maibaumaufsetzens. Er postete die Abrechnung vor einigen Tagen auf seiner Facebookseite. Eupens Kultur- und Finanzschöffe Philippe Hunger (PFF) reagierte prompt: "Ich kann verstehen, dass diese Tabelle auf den ersten Blick nicht ganz transparent ist. Doch diese basiert auf einer Gebührenordnung, die schon weit über zehn Jahre besteht."
Jede Arbeitsstunde des städtischen Personals wird mit 40 Euro kalkuliert. Hinzu kommen Gebühren für ausgeliehenes Material. Wie viel am Ende dem Veranstalter tatsächlich in Rechnung gestellt wird, ist unterschiedlich. "Es gibt verschiedene Kategorien, zum Beispiel haben die Kirchenfabriken für ihre Prozessionen keine Gebühren. Veranstaltungen von anerkannten Kulturträgern haben einen reduzierten Tarif aufgrund der Häufigkeit ihrer Veranstaltungen. Veranstaltungen die zu 100 Prozent einem guten Zweck zu Gute kommen, zahlen keine Gebühren." Hinzu kommt: Internationale Sportevents, Städtische Veranstaltungen wie Karneval und Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Rat für Stadtmarketing oder Tourist Info sind ebenfalls gebührenfrei.
Vor allem, dass die anerkannten Kulturträger Chudosnik Sunergia, Kulturelles Komitee und Irene K. fast gar nichts zahlen müssen, findet Cédric Clooth ungerecht: "Die professionellen Kulturveranstalter in Eupen werden scheinbar noch anders von der Stadt Eupen unterstützt. Wobei sie ja schon Kulturzuschüsse in einer gewissen Höhe von der Deutschsprachigen Gemeinschaft erhalten. Andere Vereinigungen, die einmal jährlich etwas organisieren, die werden halt weniger unterstützt."
Zwei-Klassen Gesellschaft unter den Veranstalter?
Den Vorwurf einer Zwei-Klassen Gesellschaft unter den Veranstaltern lässt Hunger nicht auf sich sitzen. "Das ist natürlich völliger Quatsch und ich kann es auch absolut nicht nachvollziehen. Ich denke wenn man Politik macht, muss man Kritik einstecken können, aber das ist absolut null-basierend, und kann ich auch absolut nicht nachvollziehen. Absoluter Quatsch." Cedric Clooth sieht das anders. Der Reinerlös des Maibaumaufsetzens auf dem Werthplatz fließt nahezu komplett in die Vereinskasse. Für die Stadt das Argument, den Wuseln die Kosten in Rechnung zu stellen. "Die Bühne wird uns als JGV Wusel auch von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass wir den ganzen Rest bezahlen müssen. Wir müssen die Barrieren zahlen, jede einzelne Mülltonne zahlen, wir müssen die Stromkosten zahlen."
Auch dem Pigallefest wurden 1.255 Euro in Rechnung gestellt. Geschäftsführer Lars Brüll gibt zu, dass es eine kommerzielle Veranstaltung ist und dass die Gebühren der Stadt auch gerechtfertigt sind. Es sei aber utopisch zu glauben, dass er mit solch einem Event Gewinn macht. Und die Gebühren der Stadt seien eben der größte Kostenfaktor. Lars Brüll sieht das Pigallefest als Teil der Eupener Kultur und wünscht sich da mehr Unterstützung seitens der Stadt. "Das Pigallefest ist mit Sicherheit eine Bereicherung für die Kulturlandschaft in Eupen. Ganz ohne Frage. Aber bei einem Pigallefest, das von einem Unternehmer organisiert wird, besteht natürlich immer ein gewisses unternehmerisches Risiko. Man kann hohe Gewinne, aber auch hohe Verluste einfahren. Hier die klare Trennung zu machen ist nicht ganz so einfach. Aber man kann bestimmt über alles diskutieren", erklärt Finanzschöffe Philippe Hunger.
Nicht erst seit Cédric Clooths Facebookpost ist man sich bei der Stadt Eupen der Intransparenz bewusst. Seit mehreren Monaten arbeitet Philippe Hunger an einer Überarbeitung der komplexen Gebührenordnung: "Also wir wollen vor allen Dingen die Gebührenordnung klarer darstellen und vereinheitlichen. Wo man ganz klar sieht, wer, wann, wo und welche Gebühren zahlen muss. Für den einen wird es vielleicht ein wenig mehr sein, für den anderen etwas weniger. Aber so wird aus auf den ersten Blick etwas klarer, und man benötigt nicht mehr die Sozialen Medien, um solche Sachen zu diskutieren."
Höchste Zeit findet Cédric Clooth: "Was ich mir davon erhoffe ist, dass einfach mal alle Veranstalter in Eupen gleich behandelt werden, und nicht gesagt wird: Ja, ich kenne da den oder den in dem Verein, dafür bezahlen die halt mal weniger. Weil Klüngel in Eupen ist trotzdem vorhanden, wenn man diese Gebührenabrechnung sieht."
Volker Krings - Bild: Julien Claessen/BRF