Weismes ist zwar nicht der Nabel der Welt. Wenn es aber um das Radwegenetz in Ostbelgien geht, schätzt der Weismeser Tourismusschöffe Stany Noël die bevorzugte Lage: "Wir sind also an der Kreuzung der Vennbahn und der ehemaligen Linie zwischen Trois-Ponts und Jünkerath, das ist ein idealer Standort."
Um das vor Augen zu führen, hat die Gemeinde Weismes ein übersichtliches Faltblatt erstellt, das mit den eigenen Aushängeschildern wirbt, wie dem See von Robertville oder dem Signal de Botrange - aber auch mit Ausflugszielen bei den Nachbarn, die bequem mit dem Rad zu erreichen sind. Und das soll, wer will, auch im wahrsten Sinne des Wortes "er-fahren" können - an einem langen Maiwochenende mit geführten Radtouren in alle Himmelsrichtungen: "Das ist an Christi Himmelfahrt, vom 5. bis zum 8. Mai - vier Tage, also ein Tag pro Richtung. Täglich um 10:00 Uhr kann man abfahren vom Saal "Oberbayern" im Zentrum von Weismes", erklärt Stany Noël.
Wobei der fahrradbegeisterte Schöffe es sich nicht nehmen lässt, die Gruppen selbst zu begleiten. Zum Auftakt am Feiertag Christi Himmelfahrt steht mit 50 Kilometern hin und zurück die kürzeste Strecke auf dem Programm: westwärts nach Coo, zum Pumpspeicherkraftwerk und zu den Wasserfällen. Für die Rast am Mittag sollten sich die Radfahrer jeweils eine Brotzeit mitnehmen. Die Rückfahrt führt durch die Stadt Stavelot und in Malmedy wird am Nachmittag ein Zwischenstopp eingelegt, bei der Benefizveranstaltung "Le RAVeL du coeur" im Saal Fraternité. So zwischen 16:00 und 16:30 Uhr werden die Radfahrer in Weismes zurückerwartet, wobei erfahrene RAVeL-Nutzer sich für den Anstieg ab Malmedy zu wappnen wissen.
Am 6. Mai dürften viele einen "Brückentag" einlegen - dann führt die Route nach Norden, via Sourbrodt ins beschauliche Monschau. Für die Kinder, die an der Fahrt teilnehmen, organisiert das Weismeser Athenäum bei dieser Tour verschiedene Sportaktivitäten. Am Samstag, dem 7. Mai, ist Reuland mit seiner Burg das Ziel. Dass an der Strecke zwischen Weismes und St. Vith zurzeit gearbeitet wird, dürfte für Stany Noël kein Hindernis darstellen: "Es gibt sowieso eine Alternativstrecke und das ist auch am Wochenende, dann sind sowieso keine Bauarbeiten, das wird also nicht stören."
Den Schlusspunkt setzt dann am 8. Mai eine Sonntagstour nach Kronenburg, über den im vergangenen Jahr neu eröffneten Kyllradweg. Das macht hin und zurück dann schon 75 Kilometer.
Aber auch über das Christi-Himmelfahrt-Wochenende hinaus will Weismes in diesem Jahr Akzente in Sachen Radtourismus setzen. Neben der in Ostbelgien bereits etablierten Kennzeichnung "Bed & Bike" für fahrradfreundliche Gastbetriebe wird in der Wallonie das Label "Bienvenue Vélo" eingeführt. Die Gemeinde Weismes hat es für ihr Touristinfobüro beantragt, das in direkter Nähe zum RAVeL am früheren Bahnübergang liegt. Als Anlaufstelle für Radfahrer samt Material für kleinere Reparaturen erfüllt es die nötigen Bedingungen.
Und auch Gäste, die wegen einer Behinderung gemeinhin auf das Fahrradfahren verzichten müssen, sollen sich künftig den Fahrtwind um die Nase wehen lassen können: mit sechs Sonderanfertigungen, auf denen sie von einer Person begleitet werden. Sechs solcher Räder will die Gemeinde Weismes anschaffen. Bis Ende April, Anfang Mai erwartet sie einen Bescheid aus Namur. Allerdings hat auch Malmedy einen Antrag eingereicht. Stany Noël sieht es pragmatisch: "Wir haben ein Abkommen. Wenn nur eine der beiden Gemeinden den Zuschlag erhält, werden wir uns diese Fahrräder gegenseitig ausleihen."
Stephan Pesch - Bild: BRF