Am Rande des Eupener Industriegebiets liegt die Firma "Royal Posthumus". Hier werden Stempel aller Art produziert – für Büro oder Behörden, mit Motiven oder ohne. 1865 wurde das Unternehmen in Amsterdam gegründet. Seit nunmehr 27 Jahren gibt es eine Niederlassung in Eupen. "Die ersten zwölf Jahre waren wir auf der Aachener Straße. Dort haben wir zu viert begonnen. Inzwischen sind wir hier im Industriegebiet und heute sind knapp 20 Personen beschäftigt", erklärt Managing Director Jacques Ahn.
Produktgestaltung, Vertrieb und auch Herstellung – all das wird in der Eupener Geschäftsstelle abgewickelt. "Royal Posthumus" ist eine der größten europäischen Stempelmanufakturen. Das Jahr 2014 wurde für das Unternehmen jedoch zur Belastungsprobe. Die Nachfrage für Bürostempel war rückläufig und einer der größten Auftraggeber sprang ab.
"2014 passierte das, was man einen Supergau nennen kann – eine Totalkatastrophe. Wir verloren nach 18 Jahren Zusammenarbeit unseren bis dahin größten Kunden und somit von einem Tag auf den anderen rund 40 Prozent unseres Produktionsvolumens", erklärt Ahn. Das Unternehmen stand unter Druck, Mitarbeiter bangten um ihre Arbeitsplätze. Eine Lösung musste her. "Was dann geschah – und das war ein schöner Beweis, dass wir eine sehr hohe Qualität an Mitarbeitern haben, war die Bereitschaft sich neu zu orientieren, umzudenken und sich zum Teil auch komplett neu zu erfinden."
Es war die Geburtsstunde der Woodies: kleine Buchenholzzylinder mit Stempelplatten aus Naturgummi und verschiedenen Themenmotiven. Sie sind in bis zu 230 verschiedenen Designs erhältlich. Die dazugehörigen Stempelkissen gibt es in 25 unterschiedlichen Farben. Die Woodies werden ausschließlich in Eupen produziert: Hier werden sie designt, hier werden die Motive gegossen und gestanzt und letztlich werden die Woodies hier auch zusammengebaut. Alles echte Handarbeit.
"Der Woodie ist kein Stempel, der Woodie ist ein Woodie. Er ist kein Bastelartikel, wobei er auch also solcher eingesetzt werden kann. Der Woodie ist Lifestyle, Geschenk und vor allem 'Will ich haben, find ich toll, find ich nett'. Und wenn man sich das anschaut, wie das mittlerweile auch präsentiert wird, legen wir die Latte sehr sehr hoch und setzen uns von allem bisher Bekannten komplett ab", sagt Ahn.
Mit den Woodies ist "Royal Posthumus" eine wahre Erfolgsgeschichte gelungen. Mittlerweile sind sie an rund 450 verschiedenen Verkaufspunkten erhältlich. "Woodies werden überall dort verkauft, wo es um schöne Dinge geht, um Design, Trend, Farben und Emotionen – sowohl in der Papeterie, als auch im Bastelladen, im Geschenk- und Lifestyle-Laden, in der Deko-Boutique oder auch im Souvenir-Markt."
"Wir gehen ganz neue Wege: Wir gehen in den Souvenirmarkt über Städte wie London, New York, Paris, Belgien, Deutschland. Wir versuchen, aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser kleinen Stempel viele Märkte abzudecken." Produziert werden die Woodies mittlerweile für den holländischen, britischen oder auch amerikanischen Markt.
"Wir wollen die Woodies zu einem fest etablierten Produkt zu machen. Wir haben Woodies weltweit schützen lassen. Wir gehen immer mehr verstärkt in den Export und in neue sprachliche Bereiche, wo wir ganz neue Märkte mit erreichen. Es geht in die arabischen Märkte, wo wir zum Teil gar nicht lesen können, was wir hier vor Ort produzieren. Große Herausforderungen. Die Zielsetzung ist, die Woodies zu einem Markenartikel zu entwickeln."
Da ist Royal Posthumus auf dem besten Weg. Innerhalb von 15 Monaten wurden bereits 750.000 Stück weltweit verkauft. Und auf der Frankfurter Buchmesse letztes Jahr belegten die Woodies sogar den zweiten Platz beim Non-Book-Award.
Text und Bilder: Melanie Ganser
