Karneval in Herve. Hier gibt es keinen Prinzen mit Paginnen. Hier sind die Pferdegespanne im wahrsten Sinne des Wortes auch die Zugpferde der Veranstaltung. Der Karnevalsumzug, die Cavalcade, zählt zu den prächtigsten der Provinz Lüttich. Wenn das Wetter mitspielt, kommen sogar mehr als 50.000 Schaulustige aus dem In- und Ausland.
Dieses Jahr wird die 140. Cavalcade zelebriert. André Moureau, Geschichtsprofessor und Cavalcade-Liebhaber, hat aus diesem Anlass eine Ausstellung zum Thema im Verkehrsverein von Herve gestaltet.
"Mit der Ausstellung wollen wir eine Zeitreise ermöglichen. 140 Jahre Cavalcade in Herve: Das ist für uns sehr wichtig. Hier kann man Wissenswertes über die Entwicklung von Fanfaren, Majorettes oder Zugwagen im Laufe der Jahrzehnte erfahren. Und dazu zählen auch Zugwagen von außerhalb, sowie internationale Vereinigungen, die zum Renomée der Cavalcade beigetragen haben", so Moureau.
Dabei war der Star der Cavalcade nicht immer mit von der Partie. Über Jahrzehnte erklangen statt Pferdehufe, Motorengeräusche, bis man sich wieder der Tradition verpflichtet fühlte.
"Vor 140 Jahren waren es natürlich Pferde, die Kutschen und Wagen gezogen haben. Nach dem 2. Weltkrieg gab es ein neues Zugmittel. Es war die Stunde der Traktoren und das Pferd verlor an Bedeutung. Aber es gibt ein extrem wichtiges Datum für die Cavalcade. 2006 wollte das Organisationskommittee die Pferde als Zugmittel wieder einführen. Das hatte in der lokalen Presse zu begeisterten und überschwänglichen Kommentaren geführt. Teilnehmer als auch Zuschauer waren damals sehr zufrieden", erklärt Moureau.
Die Cavalcade sorgt angeblich jedes Jahr für seine Geschichten. Der ehemalige Bürgermeister von Herve André Smeets hat zum Beispiel seine Frau auf dem Umzug kennengelernt.
Manuel Zimmermann