Marie-Paul Stevens war 39 Jahre alt, als sie die Krankheit erfasste: Das Sjögren-Syndrom, eine chronisch verlaufende Autoimmunerkrankung. Ihren Beruf als Religionslehrerin am Institut Notre-Dame in Malmedy musste sie damals aufgeben. Sie konnte kaum noch sprechen, nicht mehr gehen. Kraft gegeben hat ihr der christliche Glaube und eine besondere spirituelle Beziehung, die sie seit ihrer Jugend zu Elisabeth de la Trinité hatte, einer französischen Nonne, die 1906 im Alter von 26 Jahren verstorben war und bedeutende theologische Schriften hinterlassen hatte. Marie-Paul war fasziniert von ihrer Leidenschaft für Gott und die Menschen.
Nie hätte Marie-Paul gedacht, geheilt zu werden, erst recht nicht durch ein Wunder. Wer schwer krank ist, muss sich an gute Fachärzte wenden, sagt sie. In ihrem Fall waren die Ärzte am Ende machtlos. Ihre Freunde haben dann für sie zu Elisabeth de la Trinité gebetet. Marie-Pauls letzter Wunsch war es, nach Dijon zu fahren, um im Karmel von Flavignerot bei den Reliquien der Elisabeth de la Trinité zu beten. Das war am Osterdienstag 2002. Dort erlebte sie das Wunder ihrer Heilung. Vor dem Kloster habe es sie wie ein Blitz getroffen und plötzlich sei sie von allen Schmerzen erlöst worden, beschreibt Marie-Paul Stevens.
Von der Heilung haben sich auch die Ärzte überzeugt. Ihr Hausarzt aus Weismes kennt Marie-Paul seitdem sie 14 Jahre alt ist und hat sie auch in ihrer Krankheit begleitet. Es gebe immer wieder unerklärliche Heilungen, sagt Dr. Michel Scheuren. Auch Bischof Delville sieht die Heilung eng verknüpft mit der tiefen Religiosität von Marie-Paul Stevens. Für das Bistum sei ihre spirituelle Verbindung zu Elisabeth de la Trinité eine große Entdeckung.
Neun Ärzte und 40 Zeugen haben sich im Vatikan mit der Heilung von Marie-Paul Stevens befasst. Weil es das zweite Wunder war, das Elisabeth de la Trinité zugesprochen wurde, wird die französische Nonne jetzt heiliggesprochen - voraussichtlich im Oktober. Viel wichtiger als das Wunder sei aber die Aufgabe, die sie jetzt habe, betont Marie-Paul Stevens. Nach dem Geschenk der Heilung sieht sie sich in der Verantwortung, die christliche Botschaft weiterzugeben und sich für Arme, Kranke und Leidende einzusetzen.
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Malmedy mit Bischof Delville sprach Marie-Paul Stevens über ihre Heilung.
Michaela Brück - Bilder: Michaela Brück und Diösese Lüttich