Die Gesellschafter des Biomasseheizkraftwerks Renogen, Filip Lesaffer und Philiep Van Eeckhou fühlen sich missverstanden und als Spielball parteipolitischer Scharmützel - zumindest oft übergeordneter Ebene, im wallonischen Parlament. Denn mit der Gemeinde Amel, sagen die Gesellschafter, stünden sie in einem konstruktiven Dialog. Dabei standen sich beide Seiten bis vor kurzem noch vor dem Gericht Erster Instanz in Eupen gegenüber. Und der Richter verfügte Ende Januar, dass der Betrieb kein "mit Plastikresten durchsetztes Brennmaterial" verbrennen darf - bei jedem Verstoß droht ein Zwangsgeld von 10.000 Euro. Genau diese Summe bringt Renogen monatlich auf, um die Plastikreste per Hand auszusortieren, sagt Filip Lesaffer.
Fünf Kontrollen wurden bislang vom Umweltbeamten der Gemeinde Amel durchgeführt und das Zwangsgeld wurde noch nicht fällig. Auf Bitten der Gemeinde gab Renogen nun auch Mitgliedern der Bürgerinitiative Kaiserbaracke Einsicht in die Abläufe und wandte sich nach langer Zeit wieder an die Öffentlichkeit. Der Zeitpunkt ist sicher kein Zufall - vor allem aber konnte Filip Lesaffer verkünden, dass der Antrag für die geforderte Aufrüstung der Filteranlagen just eben eingereicht worden ist:
Diese beiden Filteranlagen muss man sich wie neue eigene Werksteile vorstellen, 30 Meter lang, zehn Meter breit, 20 Meter hoch, sagt Filip Lesaffer. Die Kosten für den Umbau werden auf vier bis fünf Millionen Euro geschätzt. Geld, das der Betrieb auch hat, weil ihm über die Förderungsregelung K ECO seitens der Wallonischen Region über sieben Jahre zusätzliche Gelder bereitgestellt werden - angesichts von sinkenden Strompreisen und steigenden Preisen für die Biomasse. Davon profitierten auch andere Betriebe und daran sei nichts Verwerfliches, argumentieren Philip Van Eeckhout und Filip Lesaffer unter Hinweis auf Äußerungen des Regionalabgeordneten Edmund Stoffels, von dem sie sich mehrmals ausdrücklich distanzieren.
Nun droht Renogen aber möglicherweise sogar die Schließung, weil bei Messungen Anfang des Jahres die Grenzwerte in dem Maße überschritten wurden, dass der Betrieb gegen die Auflagen verstoßen hat. Diese Auflagen für die Übergangszeit ficht Renogen vor dem Staatsrat an: Der Betrieb könne nicht Grenzwerte durchgängig einhalten, für die er erst einmal die neuen Anlagen brauche, sagt Filip Lesaffer:
Nun stehen diese Normen aber so in dem Erlass von Minister Di Antonio und auf dieser Grundlage würden die Verstöße die Möglichkeit eröffnen, den Betrieb auch ganz oder teilweise zu schließen: da wäre als Instanz die Gemeinde Amel gefordert. Der Bescheid der Wallonischen Region ist aber in französischer Sprache gehalten. Das könnte wegen der Sprachengesetzgebung vor dem Staatsrat angefochten werden.
Das Gemeindekollegium hat die wallonische Kontrollbehörde aufgefordert, ihr das Schreiben auf Deutsch zukommen zu lassen. Insgesamt bleiben ihr 15 Tage Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Jedenfalls will die Gemeinde auf Nummer sicher gehen - auch was mögliche Schadensersatzforderungen angeht. Filip Lesaffer hofft auf eine im Sinne des Unternehmens "weise Entscheidung".
Stephan Pesch - Foto: BRF