Das Vorhaben, in Amel ein Ärztehaus einzurichten, ist - ohne dass es die Beteiligten wollten - zum Politikum geworden. Mehrheit und Opposition im Gemeinderat hatten jeweils eigene Vorschläge, Konzepte und ... Kontakte. Die Mehrheit um Bürgermeister Klaus Schumacher hatte sich seit 2011 mit einer ortsansässigen Hausärztin und mittlerweile zwei weiteren jungen Allgemeinmedizinerinnen um eine Lösung bemüht, als Standort wurde dann der frühere Kindergarten ausgewählt.
Die einschließlich Inneneinrichtung und Möblierung fertigen Pläne sehen unter anderem vier Arztpraxen im rechten Gebäudeteil vor. Im laufenden Haushalt sind auch fast 500.000 Euro für den Umbau eingetragen. Geld, das die Gemeinde im Laufe der Jahre über die Miete wieder einzunehmen gedenkt, wie der Bürgermeister bei der Haushaltsdebatte sagte.
Die in die Planung einbezogenen Ärztinnen wollen sich nicht öffentlich äußern. In einem Schreiben, das dem BRF vorliegt, führen sie den durch den teuren Umbau verständlicherweise "hohen" Mietpreis als einen von verschiedenen Gründen an, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Sie könnten sich nicht für die nächsten 20 Jahre festlegen.
Bürgermeister Schumacher zeigt auch Verständnis für die Situation von Berufsanfängerinnen, gleichzeitig relativiert er die Zahlen. "Wir hätten laut Vorschlag im ersten Jahr pro Monat eine Miete von 1500 Euro verlangt - für 370 Quadratmeter Nutzfläche. Es waren vier Praxen vorgesehen, mit Kellerräumen, Sekretariat, Aufenthaltsraum, Behindertentoilette. Das war also sicherlich nicht zu viel", so Schumacher im BRF-Interview
Vorgeschlagen war in der Startphase eine stufenweise Anhebung der Miete bis zu einem festgelegten, dann indexgebunden Betrag. Die Ärztinnen wollen aber erst einmal "klein anfangen" und sehen, wie die Zusammenarbeit klappt. Vermutlich ab Oktober werden sie eine bestehende Arztpraxis in Amel gemeinsam nutzen - "eine kleine Version des Ärztehauses", wie sie selbst an das Gemeindekollegium schreiben.
Später könnten sie sich immer noch nach größeren Räumlichkeiten umsehen. Und warum nicht am ausgeguckten Standort, findet Klaus Schumacher. "Bei uns sind weiterhin alle Türen offen - in Erwartung, dass es sich doch ergibt. Ansonsten, und das darf ich auch sagen, haben wir schon mehrere Anfragen gehabt, um Räume zu mieten. Dann muss nächstes Jahr der Gemeinderat oder das Kollegium überlegen, in welche Richtung wir gehen. Aber wir werden es dieses Jahr ruhen lassen und warten ab, was das nächste Jahr ergibt."
Einstweilen wird die Gemeinde die geplante energetische Sanierung des früheren Kindergartens für immerhin 240.000 Euro, wie geplant umsetzen. Dafür wurden ihr von der Wallonischen Region Zuschüsse zugesichert.
Für die heutigen Nutzer des Gebäudes ändert sich vorläufig nichts, mal abgesehen davon, dass die außerschulische Betreuung ohnehin zur früheren Fußballkantine umzieht.
Stephan Pesch