Lange Tage des Wartens im Empfangszentrum von Fedasil in Jodoigne: Seit zwei Wochen ist der 17-jährige Mohemin mit seiner Schwester und den Eltern dort. Sie mussten ihre Unterkunft in Raeren verlassen, die sie seit August letzten Jahres bewohnten. Die irakische Familie soll jetzt nach Italien abgeschoben werden. Dort waren die vier von Schleppern hingebracht und auch registriert worden, erzählt Vater Waled.
Der 60-Jährige floh im März letzten Jahres mit seiner Frau und den Kindern aus dem Irak, nachdem er jahrelang von schiitischen Milizen bedroht worden sei: "Ich habe Angst um mich und meine Familie. Wir sind schon mehrmals bedroht worden. Früher war ich Brigadier, Offizier einer Sondereinheit. Sie töten alle, die für Saddam Hussein gearbeitet haben. Sie haben eine Liste gemacht mit Namen von Offizieren, Ärzten, Professoren, die getötet werden sollen, und mein Name ist auch drauf. Ich habe es selbst gesehen. Ich bin dann geflohen und habe mich bei Verwandten versteckt - in Ramadi, Mossul. Ich bin auch mehrmals nach Syrien gefahren und dann zurückgekehrt.
Im Irak versuchte Waled, ein neues Leben als Straßenbauunternehmer aufzubauen. Doch ohne Bakschisch ging nichts, erzählt er. Für Aufträge habe er immer höhere Bestechungsgelder zahlen müssen. Am Ende sei er erpresst und fast Opfer eines Autobomben-Attentats geworden. Waled vermutet, dass schiitische Milizionäre die Bombe gelegt hätten. Die Polizei sei dagegen machtlos und habe Angst, gegen die mutmaßlichen Täter vorzugehen, so Walid, der selbst Sunnit ist.
"Ich habe dann zu meiner Frau gesagt: Wir müssen weg, sofort. Um 5:00 Uhr morgens haben wir dann den Irak verlassen." Mit dem Flugzeug ging es nach Istanbul. Vier Monate blieben sie in der Türkei, bevor Schlepper sie nach Italien brachten. Von dort nahm die Familie den Zug nach Belgien - diesmal auf eigene Faust, weil die Schlepper noch mehr Geld verlangten und die Pässe nur gegen höhere Bezahlung herausgeben wollten. Belgien war Waled noch aus seiner Militärzeit unter Saddam Hussein bekannt.
Als die Familie in Brüssel ankam, musste sie zunächst eine Nacht auf offener Straße verbringen. Dann wurde sie nach Raeren geschickt. Dort erhielt sie eine Notunterkunft des ÖSHZ. Seit Oktober kümmert sich Karin Maldinger im Rahmen eines Patenschaftsprojektes um die Familie.
Die 25-jährige Shahla fand schnell Anschluss beim Turnverein in Eynatten. "Es war sehr schön, die Mädchen zu treffen, ein bisschen Deutsch zu sprechen. Und Frau Renate mochte ich auch sehr." Shahla wollte unbedingt Deutsch lernen. Aschermittwoch hätte sie einen VHS-Kurs in Eupen beginnen können. Und ihre Eltern hätten an den neuen Deutsch-Kursen in Raeren teilgenommen. Dafür haben sie mit Karin Maldinger viel geübt. Und auch Mohemin hatte Grund stolz zu sein. Er besuchte seit dem Herbst das RSI in Eupen.
Bis Freitag muss die Familie bei Gericht Einspruch gegen den Abschiebebescheid einlegen. Das übernimmt die Anwältin, die Karin Maldinger für die Familie besorgt hat. Egal wie die Entscheidung ausfällt, die Patin will sich auch weiter um ihre Schützlinge kümmern.
Text und Bilder: Michaela Brück
Da soll mir einer sagen dass ich mich nicht an die finstere Nazi-Zeit unter Hitler erinnere? Ich schäme mich so sehr, Belgier zu sein. Für diese braunen Verbrecher empfinde ich nur Abscheu.