Eine Reportage der RTBF über horrend hohe Arztrechnungen und die Gründe dafür hat für viel Wirbel gesorgt. Da ist die Frage erlaubt, wie es denn in ostbelgischen Krankenhäusern aussieht.
"Es ist nicht so schlimm wie im Landesinnern [...] aber ganz so unschuldig sind auch die hiesigen Krankenhäuser keinesfalls", sagt Hubert Heck, Direktor der Freien Krankenkasse in Büllingen. Als Beispiel nennt er den Fall eines Ehepaares, die beide gleichzeitig eine Darmspiegelung gemacht bekommen und die jeder in einem Einzelzimmer untergebracht werden. "Sie werden separat untergebracht, für einen kleinen Tagesaufenthalt wohlgemerkt, nur um diese Honorarzuschläge kassieren zu können."
Was die RTBF in ihrer Reportage zutage gebracht habe, nämlich Doppelbezahlungen für frühere Behandlungstermine oder verweigerte OPs, wenn der Patient nicht ein Einzelzimmer nimmt, sei nicht unbedingt neu für ihn. Ganz schlimm seien manche Brüsseler Krankenhäuser mit Honorarzuschlägen von 400 Prozent. Das müsse man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Situation in Ostbelgien sei aber anders gelagert.
Einzelzimmer bei Tagesaufenthalt kostet Krankenkassen 1.000 Euro
Hier werde bei einem Tagesaufenthalt Patienten dazu geraten, ein Einzelzimmer zu nehmen, weil man dann auch ein Essen bekomme. Hubert Heck: "Und das stimmt auch tatsächlich, denn diese Leute bekommen dann ein Essen, aber Honorarzuschläge, die aufgrund der Wahl des Einzelzimmers mehr berechnet werden, zu Lasten der Krankenkasse, der Krankenhausversicherung, die belaufen sich in diesem konkreten Fall auf 1.000 Euro."
Guido Lambertz, Verantwortlicher des Mitgliederdienstes der Christlichen Krankenkasse, erklärte dem BRF, er sei schockiert über die Reportage der RTBF: "Wenn es so ist, können wir das nicht akzeptieren. Die Christliche Krankenkasse hat ein Pressekommuniqué herausgegeben, wo sie die Ärztekammer dazu auffordert, solches Verhalten zu denunzieren. Es scheint sich um eine Minderheit zu handeln, aber selbst wenn es nur eine Minderheit ist, darf man das nicht akzeptieren."
Zu der Situation in ostbelgischen Krankenhäusern befragt, meinte Guido Lambertz: "Wir haben keinerlei Hinweise von unseren Mitgliedern, das so was in hiesigen Krankenhäusern im deutschsprachigen Gebiet passiert."
Einig sind sich jedoch die Krankenkassen in der Feststellung, dass die Krankenhäuser ein Finanzierungsproblem haben. Klar ist, dass die Krankenhäuser an Mehreinnahmen aus der Honorarstruktur beteiligt sind. Den Krankenkassen ist klar, dass Krankenhäuser unterfinanziert sind. Das gilt für hiesige Krankenhäuser vielleicht mehr, unter anderem, weil das Ausland sehr nah ist. Da müsste auch die Politik nach Lösungen suchen.
Und was sagen die Krankenhäuser in Ostbelgien?
Ingrid Mertes, die Direktorin des St. Vither Krankenhauses, schließt formell aus, dass Druck auf Patienten ausgeübt wird, beispielsweise bei der Terminabsprache. Auch wenn in Lüttich ein Patient einen doppelten Tarif bezahlt habe, um schneller einen Behandlungstermin zu bekommen, sei das in St. Vith nicht möglich, da die Termine über einen Zentralschalter vereinbart würden. Ebenso wenig bekomme man beispielsweise einen früheren OP-Termin, wenn man sich für ein Einzelzimmer entscheide.
Auch Dany Havenith, Direktor des Eupener Krankenhauses, geht in dieselbe Richtung: Einen Druck auf Patienten könne es gar nicht geben, denn die Nachfrage nach Einzelzimmern sei viel größer als das Angebot. Und: Wenn Ärzte ihre Konsultationen über das Krankenhaus abrechneten, seien solche Praktiken gar nicht erst möglich.
Chantal Delhez - Illustrationsbild: Philippe Huguen (afp)