
Grenzübergang Köpfchen - seit Jahrhunderten prägt die Grenze das Landschaftsbild dieses Ortes. Vom Aachener Landgraben aus dem 17. Jahrhundert über den Westwall, der im zweiten Weltkrieg die Grenze zwischen Belgien und Deutschland sichern sollte, bis hin zu den Grenzposten der Nachkriegszeit.
Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen und stehen für eine Zeit, in der Grenzen massiv bewacht und oft hart umkämpft waren. Und sie alle zeigen auch, wie bedeutsam offene Grenzen für das tagtägliche Leben hier in der Region sind.
Grenzverkehr liberalisierte sich Anfang der 70er
"Die Grenzen waren direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wirklich zu. Man brauchte spezielle Grenzpapiere, um da rüber zu kommen und bekam dann einen Stempel in seinen Pass gesetzt. Und dann liberalisierte sich das immer mehr, aber natürlich wurde kontrolliert", erklärt der Historiker Dr. Herbert Ruland. Das mit den Kontrollen sollte auch noch einige Zeit so bleiben. Erst Anfang der 70er liberalisierte sich der Grenzverkehr. Ideen von einem vereinten Europa wurden stärker und man träumte von einem gemeinsamen Binnenmarkt und der Abschaffung der Grenzkontrollen.

"Wenn zum Beispiel so ein Tag war wie der 11. November, Waffenstillstandstag, ging die ganze Region, die ganze belgische Seite frühzeitig die Weihnachtsgeschenke in Deutschland einkaufen. Und wenn es dann zurück ging, haben die Belgier natürlich ein Auge drauf gehabt und dann stand die Schlange auf Köpfchen teilweise bis in Aachen auf dem Krugenofen. Und wenn dann noch Schnee lag, dann standen auf der Steigung nach Köpfchen jede Menge Autos quer, dann haben die Leute bis nachts gebraucht, bis nach zwölf Uhr, um über die Grenze zu kommen", erklärt Ruland.
Ein erster Schritt zu einem grenzenlosen Europa war 1985 das erste Schengener Abkommen zwischen Frankreich, Deutschland und den BeNeLux-Staaten. Schlag auf Schlag folgten dann der gemeinsame europäische Binnenmarkt und das "Übereinkommen zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen", dass 1995 tatsächlich in Kraft trat. Tatsächlich waren die Grenzkontrollen aber schon ab Anfang der 90er Geschichte.
Arbeitsmarkt würde unter Grenzkontrollen leiden
"So um 1989/90, als der Osten zusammenbrach und die ersten DDR-Bürger hierher kamen, da war es immerhin schon so liberal an der Grenze, dass die Bauklötze gestaunt haben. Man konnte hier so einfach rüber, mal nach Verviers oder Maastricht. Ich hatte immer das Gefühl - schon Ende der 80er Jahre - wir sind auf dem Weg zum vereinigten Europa ohne Grenzen, ein gemeinsames Land. Und da habe ich heute große Angst, was die Zukunft bringt und dass man hier an unseren Binnengrenzen wieder anfängt zu kontrollieren. Ich fände es in jeder Hinsicht eine Katastrophe", so Ruland.

Auch von der Infrastruktur würde ein systematischer Aufbau der Grenzkontrollen schwierig. Die alten Zollgebäude wurden längst zweckentfremdet. Und auch der rote Betonsteg auf Köpfchen müsste weichen. Der Fachkräftemangel bei Polizei und Zoll wäre auf Jahre hinaus vorprogrammiert. Und auch insgesamt würden sich die Grenzkontrollen nicht positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Das glaubt jedenfalls Volker Klinges, Geschäftsführer IHK.
"Wir haben kurzfristig natürlich gerade in Grenzgebieten einen Arbeitsplatzverlust gehabt, aber wir haben auch sehr viele Arbeitsplätze dadurch gewonnen, dass sich der internationale Handel stark entwickelt hat und die Betriebe dadurch viel stärker produzieren konnten, für einen viel größeren Markt - und insofern sind da auch sehr viele Arbeitsplätze geschaffen worden", erklärt Klinges.
"Ich war immer Euregianer"
Und auch in den Köpfen der Menschen könnte ein Aus für Schengen auch ein Aus für die Mentalität sein, die unsere Region schon seit langem prägt.
"Ich hab nie so ein Nationalitätsbewusstsein gehabt. Ich war immer 'Euregianer' und möchte das Gefühl auch eigentlich behalten. Ich habe das auch nie so wahrgenommen, dass ich irgendwo im Ausland bin, wenn ich zum Beispiel nach Heerlen fahre. Für mich ist das eine Region und wenn dann wieder langatmige Grenzkontrollen kommen, denke ich - mal abgesehen von den ökonomischen Folgen -, würde das im Zusammenleben der Menschen große Schwierigkeiten mit sich bringen", so Herbert Ruland.
ake/km/mg - Bilder: BRF
Ich kann Ihnen nur recht geben,meine Frau und Ich kommen aus dem Raum Bonn .
Wir genießen die offenen Grenzen in Europa und fahren zb. sehr oft nach Eupen um dort Einzukaufen oder einfach einen schönen Tag zu haben.Wir sind Europäer durch und durch und das wollen wir auch bleiben,Grenzen so wie früher sind doch längst überholt.Wir sollten das auch nicht aufs Spiel setzen.