Täglich sind in der Türkei Kurden der Gewalt des türkischen Militärs ausgesetzt. Täglich sterben dort Menschen, ohne dass es die Welt bemerkt. Die alevitische Gemeinde von Verviers will auf die Situation der Kurden im Osten der Türkei aufmerksam machen. Am Donnerstag sind mehrere Gläubige für drei Tage in den Hungerstreik getreten.
"Mit diesem Hungerstreik wollen wir die Öffentlichkeit über die Massaker im türkischen Kurdistan informieren. Fast niemand spricht davon", erklärt Suna Arslam, Mitglied der Gemeinschaft. "Ziel ist es, die Menschen zu sensibilisieren und Reaktionen auszulösen, denn jetzt hat man noch die Möglichkeit, die Dinge in der Türkei zu verändern, danach ist es zu spät. Die Menschen werden ihrem Schicksal überlassen. Die Verletzten werden nicht behandelt, die Toten lässt man liegen, wo sie sind. Es muss dringend gehandelt werden."
Europaweite Aktion
Der Bund der alevitischen Gemeinden in Europa hatte zu den Aktionen aufgerufen. Er verurteilte das Töten von Zivilisten. Bislang seien 600 Kurden getötet worden. "Heute ist die kurdische Minderheit Zielscheibe. Es sind aber auch Intellektuelle, Menschen mit Toleranz, Demokraten, Sozialisten, Jugendliche, Journalisten, Anwälte. Alle sind Zielscheibe, besonders die Kurden."
Die alevitische Gemeinde in Verviers ist eine der ersten, die in den Hungerstreik getreten ist. Seit Donnerstag und drei Tage lang werden etwa zehn Aleviten nichts essen. Lediglich Wasser und Tee nehmen sie zu sich. "Das türkische Militär griff Kinder auf und war ihnen vor, Terroristen zu sein. In den Medien wird nicht über Kurdistan berichtet, weil es verboten ist", sagt Muslum Gerlik.
Einladung zum Tee
Um die Hungerstreikenden zu unterstützen, sind eine Reihe von Animationen vorgesehen. Auch die Öffentlichkeit ist willkommen. "Wir werden rund um die Uhr geöffnet sein. Kommen Sie ruhig, es gibt heißen Tee und herzliche Menschen, die die Situation in der Türkei, aber auch hier in Belgien erklären können."
Das "Kulturzentrum der Aleviten" ist eine soziokulturelle und philosophische Vereinigung, die demokratische Prinzipien und eine sekuläre Weltanschauung in den Mittelpunkt stellt. Aleviten sind Mitglieder einer islamischen Glaubensrichtung, die als sehr liberal gilt.
"Der Mensch steht im Mittelpunkt der alevitischen Philosophie. Eigentlich sollte der Mensch in jeder Philosophie oder Religion eine zentrale Rolle spielen. Die meisten Aleviten aus Verviers sind auch Kurden. Nicht alle Kurden sind Aleviten, die meisten sind Sunniten. Nach den Kurden werden die Aleviten verfolgt. In der Türkei sind sie immer massakriert worden."
Mit dem Protest gegen die Militärschläge der türkischen Regierung gegen die Kurden im Osten der Türkei wollen die Aleviten die Menschen wachrütteln. Sie werfen auch europäischen Regierungen vor, nichts gegen die Kriegshandlungen zu unternehmen
tlv/cd - Bild: Télévesdre