"Der Verwaltungsrat des Eupener St. Nikolaus-Hospitals ist nicht bereit, sich an einer öffentlichen Schlammschlacht zu beteiligen", sagte Verwaltungsrats-Vizepräsident Roger Pankert dem BRF, nachdem die Beweggründe für den Rücktrittsgesuch von Dr. Guido Klinkenberg in seiner Eigenschaft als ärztlicher Direktor publik wurden.
Die Vorwürfe, die Klinkenberg erhebt, will der Verwaltungsrat intern prüfen. Dabei betont Roger Pankert, dass er die Darstellung von Klinkenberg nicht teilen kann. Die Direktion des Krankenhauses war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Chefarzt äußert sich ebenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
"Zielscheibe einer Diffamierungskampagne"
In dem offiziellen Schreiben an den Verwaltungsrat hatte Klinkenberg von "quälenden Wochen und Monaten unerträglicher Attacken gegen seine Person", von einer Diffamierungskampagne, Erniedrigungen und Demütigungen gesprochen. Er sei an einem Punkt angekommen, an dem er nicht mehr bereit sei, weitere Erniedrigungen zu ertragen.
In dem Schreiben an den Verwaltungsrat argumentiert der Chefarzt unter anderem, dass er bereits seit 2014 Zielscheibe einer Diffamierungskampagne sei. Er habe damals aus Loyalität und zum Wohle der Klinik auf einen Rücktritt verzichtet. Auch heute sei er neuen Attacken von Teilen des Verwaltungsrates im Zusammenhang mit einem Konflikt unter Kardiologen ausgesetzt.
Vor einem Monat wurde Klinkenberg, so schreibt er, ins Kreuzverhör genommen. Er sei mit einem Vorwurf konfrontiert worden, den er als absurd, unbegründet und haltlos bezeichnet. So wurde ihm vorgeworfen, den Auditoren bei einer Inspektion nicht die Protokolle der Sitzungen des Ärzterates ausgehändigt zu haben.
"Vertrauen nachhaltig gestört"
Der Chefarzt erklärt in seinem Schreiben ebenfalls, dass Roger Pankert als Vizepräsident des Verwaltungsrates ihn in der lokalen Presse im Zusammenhang mit dem Notarztdienst diffamiert und diskreditiert hat. Sein Vertrauen sei nachhaltig gestört. Dies lasse eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit diesen Vertretern des Verwaltungsrates kaum noch zu. Seinem Nachfolger wünscht Klinkenberg in diesem "undankbaren Amt" eine glückliche Hand und die nötige Unterstützung durch den Ärzterat und den Verwaltungsrat.
Für Klinkenberg ist klar: die Klinik befindet sich in einer ernst zu nehmenden Krise. Sie brauche dringend neue Rezepte um, trotz aller negativen Prognosen der verschiedenen Auditoren eine sichere Zukunft anzusteuern und das "bedrohliche' Audit umzusetzen. Jetzt seien Clandenken, Rudelbildung und eitle Individualismen nicht mehr gefragt, sondern eine neue Kultur der offenen Kommunikation.
Chantal Delhez - Bild: Thierry Roge/BELGA