Die Preisverleihung soll allerdings - anders als üblich - nicht in Aachen stattfinden, sondern in Rom. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Der Preis wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. Er gilt als eine der bedeutendsten Ehrungen Europas.
Die Europäische Union habe in den vergangenen Jahren Krisen und Rückschläge erlebt, stellte das Karlspreisdirektorium in der Begründung fest. Europa sei aktuell 'krisengeschüttelt'. Das Wort 'krisengschüttelt' brauchte Dr. Jürgen Linden, der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises, gleich mehrmals. "In dieser Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger in Europa Orientierung suchen, sendet Seine Heiligkeit Papst Franziskus eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus", hieß es wörtlich.
Der Papst sei eine "Stimme des Gewissens", die mahne, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Er erinnere daran, dass Europa verpflichtet sei, Frieden, Freiheit, Recht, Demokratie und Solidarität zu verwirklichen - aufbauend auf den Idealen seiner Gründungsväter.
Papst Franziskus hat sich vor allem kritisch mit der Rolle Europas auseinandergesetzt. Er kritisiert aber nicht die Institution EU, sondern ihr Handeln oder ihr Nicht-Handeln. Das tat er noch vor einem Jahr bei seiner Rede vor dem Europaparlament in Straßburg. Er kritisierte, dass vor allem junge Europäer unter Arbeits- und Perspektivlosigkeit leiden. Die Stunde sei gekommen, ein Europa aufzubauen, "das sich nicht um die Wirtschaft dreht", sagte der Papst damals.
Vor Papst Franziskus wurde schon mal ein Papst ausgezeichnet: Johannes Paul II. erhielt 2004 in Rom allerdings einen "außerordentlichen" Karlspreis. Bei Franziskus handelt es sich hingegen um die traditionelle Auszeichnung. Eigentlich nimmt ein Papst ja keine Preise an. Auch hier macht Franziskus wie sein Vorgänger Johannes-Paul II. eine Ausnahme.
Dass die Karlspreisverleihung nun nicht in Aachen stattfindet, darüber mag man in Aachen traurig sein, aber wie sagte der Oberbürgermeister: "Das war eine Bedingung die man nicht stellen konnte." Die Botschaft des Karlspreises sei wichtiger als der Ort der Vergabe und der Namensgeber des Preises sei ja auch in Rom zum Kaiser gekrönt worden. So passe das wieder schön zusammen.
Text und Bilder: Manuel Zimmermann
Der Orden wider den tierischen Ernst wäre m.E. für Papst Franziskus angebrachter gewesen!
Diese Ehrung ist wohl eher als Zeichen zu verstehen, dass kein europäischer Staatsmann/frau oder PolitikerIn diesen Preis angesichts des beschämenden Versagens der europäischen Staatengemeinschaft bei der Bewältigung der Flüchtlingsfrage verdient hat.
Mir wäre es allerdings lieber gewesen, den Karlspreis aus diesem Grund in diesem Jahr symbolisch nicht zu verleihen.
Es scheint halt jeder etwas anderes in den Karlspreis für den Franz hineininterpretieren zu wollen. Vielleicht ein Zeichen, dass die Institution Papst so etwas von überdauert ist und die Papstfunktion so etwas von verwässert, dass jeder glaubt, sie nach eigenem Gutdünken interpretieren zu können.
Aber vielleicht gilt das ja nicht nur für den Papst, sondern auch für Europa: wegen erwiesener Ineffiziens nicht mehr zeitgemäß!