Bei vielen Schülern sitzt der Schock noch tief: "Ich traue mich gar nicht mehr, irgendwohin zu gehen, wo viele Menschen sind, dass da einer ist, der auch eine Bombe macht", sagt die elfjährige Valentine. Der zwölfjährige Islam erzählt: "Mich haben viele angesprochen, weil ich bin ja auch ein Moslem. Aber ich habe auch Angst, nach draußen zu gehen."
Ihre Lehrerin Joëlle Henrotte versucht, die Ängste der Schüler aufzufangen: "Wir mussten Thema aufgreifen, das ist normal. Erstens gehört die Aktualität zum Geschichtsunterricht und zweitens ist unsere Angst damit verbunden - die eigene Angst und die der Schüler."
Wie das Athenäum, so haben auch andere Schulen in Ostbelgien ihren Unterricht an den Tagen nach den Attentaten angepasst. Davon geht Bildungsminister Harald Mollers aus. Er hat angekündigt, Lehrern eine Reihe von Informationen zur Verfügung zu stellen. Einen Leitfaden mit Unterrichtsvorgaben hält er nicht für sinnvoll, wohl aber Hilfen und Methoden, die man den Lehrern an die Hand gebe.
Neben dem Fachbereich für Pädagogik und dem Bildungsserver der DG bietet die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung Unterrichtshilfen zum Thema an, auf die Lehrer kostenlos zurückgreifen können. Den Schülern hilft aber vor allem das Reden über die schockierenden Erlebnisse.
In der Klasse von Joëlle Henrotte sitzen Kinder aus 14 verschiedenen Herkunftsländern. Vier von ihnen sind muslimischen Glaubens. Die gemeinsamen Ängste haben die Kinder jetzt noch näher zusammenrücken lassen: "In unserer Klasse hat es nichts geändert. Die Schüler gehen wie vorher gut miteinander um. [...] Wir versuchen, daraus Stärke zu machen, alle Nationalitäten zu vereinen und das Beste daraus zu machen."
Der zwölfjährige Islam fasst zusammen: "Wir halten gut zusammen. Egal ob verschiedene Religionen. Wir sind Freunde."
Michaela Brück