Spurensuche in Emmels. Nicht weit von der Kirche und direkt neben der alten Schule ist Robert Schaus aufgewachsen. In einer Familie, in der das Handwerk, aber auch die Musik zu Hause waren. "Der aus Emmels stammende Künstler und Dichter" heißt es dann. Doch dabei wollte es Bruno Kartheuser nicht belassen. Im Gedenken an seinen langjährigen Freund und Wegbegleiter ist er der Familiengeschichte von Robert Schaus auf den Grund gegangen - dem Milieu, das ihn prägte, lange bevor er mit "Krautgarten" in Berührung kam.
"Ich habe Robert kennengelernt ab 1985, da waren wir schon drei Jahre gestartet mit der Literatur. Und wunderte mich, dass da einer aus Emmels ist, der Literatur macht. Ich dachte, ich kenne meine Gemeinde, er war aber nie in mein Blickfeld getreten, weil er immer in Malmedy gewohnt hat und in Stavelot unterrichtete und nicht hier in der Gegend sichtbar war", erklärt Kartheuser.
Dabei blieb Robert Schaus in seiner Heimat verwurzelt, wie es ein Eifeler nur sein kann. Zeugnisse finden sich in seinem literarischen Schaffen wieder. Doch ehe aus dem kleinen Jungen aus Emmels ein großer Dichter werden konnte, musste er sein Heimatdorf verlassen… "Robert ist nach dem sechsten Schuljahr nach Suarlée dirigiert worden. Das war eine Klosterschule, eine Ordensschule. Da wurde man hingeschickt, um Priester zu werden. Er hat dann kurz vor dem Abitur mitgeteilt, dass er diesen Weg nicht einschlagen werde – er hat sich also emanzipiert", erzählt Kartheuser. Gleichzeitig profitierte er von der Bildung, die ihm dort zuteil wurde. Hier schrieb er seine ersten Gedichte - in französischer Sprache.
Nach dem Abitur ging Robert Schaus nach Lüttich, um Sprachenlehrer zu werden. Dort kam er mit einem literarischen Milieu in Berührung, mit Schriftstellern wie Jacques Izoard oder Gaëtan Lodomez. 1972 erschien dann sein erster Gedichtband. Schon das bezeichnet Bruno Kartheuser als einen Schritt, der aus dem ostbelgischen Rahmen fällt… Insgesamt wurden es 13 Publikationen, sieben in französischer Sprache und sechs in Deutsch. "Sein erster Titel in deutscher Sprache heißt: 'Es schließt sich der Kreis'. Das war komponiert, geschrieben nach dem Tod seines Bruders, der früh gestorben ist mit 43 Jahren. Es schließt sich der Kreis ist aber auch jetzt in etwa der Bogen dieser Schrift, die wir herausgebracht haben", so Kartheuser.
In Text und Bild ist es eine Hommage an einen, der aus der Enge des dörflichen Umfelds herausgefunden habe: wie gesagt, zuerst über den Weg seiner Ausbildung. Zu Beginn seiner Lehrerlaufbahn unterrichtet Robert Schaus, wie das seinerzeit gängig ist, drei Jahre im Kongo. Nach seiner Rückkehr tritt er zunächst in Eupen in den Schuldienst und wechselt dann nach Stavelot.
"Universalität", sagt Bruno Kartheuser, habe sich Robert Schaus aber vor allem durch seine Kunst und die Dichtung erschlossen – und durch den daraus folgenden Austausch. "Das ist dann eine Überwindung der Enge. Viele haben das als fatal empfunden, dass sie, ja, sozusagen hier kleben bleiben mussten und keine Möglichkeiten hatten, hinauszukommen. Und er hat dank der Schulbildung, der Ausbildung und dann der poetischen und künstlerischen Arbeit Flügel aufgespannt und nicht nur für sich, sondern auch für Emmels oder für die Eifel oder Ostbelgien wieder ein Stück Universalität geschaffen. Und das ist immens wertvoll für alle", so Kartheuser.
Text und Bilder: Stephan Pesch
Dies ist eine außergewöhnliche und bemerkenswerte Würdigung für Robert Schaus.
Ich freue mich sehr über diese Publikation von Bruno Kartheuser!
Johannes Weber