Auch die neun Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden demnächst neue Flüchtlinge aufnehmen müssen. Doch wie sollen diese in die Dörfer integriert werden? Es bestehen schon verschiedene Möglichkeiten zur Unterbringung: In der DG gibt es Empfangszentren in Eupen, Manderfeld und vorläufig auch in Elsenborn. Außerdem gibt es zeitweilige Lösungen - wie zum Beispiel auf dem Campingplatz Deidenberg.
Daneben existieren auch Notaufnahmewohnungen für Flüchtlinge, die sogenannten ILAs (initiative locale d’accueil). Asylbewerber, die schon länger als vier Monate auf die Bearbeitung ihres Antrags warten, können beantragen, aus dem Zentrum in solch eine Wohnung umzuziehen. Die ILA’s werden von den Gemeinden selbst zur Verfügung gestellt, und zwar auf freiwilliger Basis. Der Föderalstaat zahlt dann die Miete und beteiligt sich an den Kosten für die Betreuung der Bewohner. In der DG gibt es zurzeit 14 Notaufnahmewohnungen. Allerdings sind dabei auch ganze Häuser, in denen Familien mit mehreren Kindern wohnen. Laut Angaben von Fedasil, der föderalen Behörde, die sich um die Asylbewerber kümmert, waren Mitte Oktober ungefähr 820 Asylbewerber in der DG untergebracht. Davon leben knapp 50 in den Notaufnahmewohnungen. Diese sind zurzeit allerdings voll.
Diese beiden Möglichkeiten gelten für Asylbewerber, also diejenigen, deren Antrag noch bearbeitet wird. Wenn ein Antrag dann angenommen wird, hat die betroffene Person zwei Monate Zeit, um aus dem Empfangszentrum oder der ILA auszuziehen. Sie kann sich dann selbst auf dem privaten Wohnungsmarkt umsehen oder an ein ÖSHZ wenden, um eine Sozialwohnung zu bekommen.
Die Plätze in den Zentren können relativ schnell neu belegt werden. Es werden also überall immer wieder welche frei. Neue, größere Aufnahmeeinrichtungen sind im Moment aber nicht geplant. Die Provinz hat zwar alle Gemeinden gebeten, leerstehende Hallen oder ähnliches zu Verfügung zu stellen, aber laut Aussage von verschiedenen Gemeindevertretern gibt es in der DG noch keine geeigneten Flächen dafür. Wohl aber wollen einige Gemeinden mehr Notaufnahmewohnungen schaffen. In Eupen will das ÖSHZ Ende November entscheiden, ob 2016 ILAs eingerichtet werden. In Kelmis sind drei bereits beschlossen. Da gab es aber bisher auch keine, genau wie in Eupen und Amel. Einen alternativen Weg gibt es in Raeren. Dort hat die Gemeinde beschlossen, Vermieter von leeren Appartements oder Häusern anzuschreiben. So soll eine Liste von Wohnungen erstellt werden, die potentiell an Flüchtlinge vermietet werden können. Auch hier würde der Föderalstaat die Miete bezahlen und das ÖSHZ die Verwaltung übernehmen. Weil aber nicht genau bekannt ist, wann die 3000 Flüchtlinge in der Provinz ankommen und wieviele davon wo untergebracht werden, wollen viele Gemeinden abwarten, bevor sie Plätze schaffen, die am Ende gar nicht gebraucht werden.
Am meisten sind die die Öffentlichen Sozialhilfezentren von der aktuellen Situation betroffen, weil sie zum Beispiel die ILAs betreuen oder anerkannte Flüchtlinge beraten. Das gilt besonders für die Gemeinden, in denen es auch größere Empfangszentren gibt. Die zweite Herausforderung für die Gemeinden ist die Integration der Flüchtlinge. Denn man kann zwar viele Menschen für eine gewisse Zeit aufnehmen, aber langfristig müssen sie hier eine Zukunft haben, arbeiten gehen und soziale Kontakte aufbauen. Neben den offiziellen Stellen bei DG und Gemeinden, die viele Projekte anstoßen, gibt es auch immer mehr Ehrenamtliche, die sich für Integration engagieren. Das geht von Frauen-Erzählcafés, über Hausaufgabenhilfe oder Sprachkurse, bis hin zu Patenschaften, bei denen man den Menschen hilft, sich hier zurecht zu finden. Laut einer Studie sind nach zwei bis vier Jahren drei Viertel der Migranten auf dem Arbeitsmarkt integriert. Das bestätigen auch die ÖSHZs und der Dienst Info-Integration.
Anne Kelleter - Archivbild: Benoit Doppagne (belga)