Wenn die Mitarbeiter der Justiz in Eupen Akten suchen müssen, sollten sie möglichst schwindelfrei sein. Denn wer den Speicher betreten will, muss über eine Leiter dorthin. Das Arbeiten bei der Justiz ist mit besonderen Herausforderungen verbunden. In den Räumen, in denen Akten gelagert sind, dürfen aus Sicherheitsgründen nur die Regale entlang der Wand beladen werden.
Seit Jahren wird den Justizbehörden in Eupen versichert: Der Bau eines Justizgebäudes wird vermutlich sehr bald in Angriff genommen. Seit über 25 Jahren ist es das selbe Lied. Daher verzichtet die Gebäuderegie, auch nur einen Euro in dringende Sanierungsmaßnahmen zu investieren. Dazu Rolf Lennertz, Präsident des Gerichts Erster Instanz: "Wir sind immer noch guter Hoffnung, dass irgendwann in nicht allzu ferner Zeit ein glückliches Ende der Geschichte eintritt, die 1990 begonnen hat."
Zum x-ten Mal im Laufe der Jahre war der Justiz in Eupen mitgeteilt worden, der Bau stehe kurz bevor. Versprechungen gab es keine. Die letzte offizielle Mitteilung kam im vergangenen Jahr. Da kam die Sache ins Rollen. Die Finanzierung war gesichert, die Finanzinspektion gab ein positives Gutachten, die Ausschreibung fand statt, mehrere Firmen bewarben sich, es brauche nur noch ein Projektautor bezeichnet zu werden.
Und dann läuft Ende des Jahres die Baugenehmigung für den Justizpalast aus. Die Gebäuderegie in Brüssel erklärte dem BRF schriftlich, es werde alles unternommen, um die Akte voranzutreiben. Die Entscheidung über die Vergabe solle sehr bald dem Ministerrat vorgelegt werden, doch bedürfe es zunächst der Zustimmung des Haushaltsministers. Was die Baugenehmigung angeht, so solle demnächst ein neuer Antrag hinterlegt werden.
In der Zwischenzeit geht der Alltag weiter. Dort, wo einmal in den Pausen Kaffee getrunken wurde, stehen seit einem Rohrbruch nur noch Eimer und Schüsseln, um das Wasser aufzufangen. Da seit Jahren nicht mehr gestrichen wurde, griffen mehrere Mitarbeiter in die eigene Tasche und strichen ihr Büro an. Und auf Parterre, wo sich auch ein kleiner Verhandlungssaal befindet, gibt es Zellen ohne Türen, die für Untersuchungshäftlinge gedacht waren. Für neue Türen gibt es kein Geld.
Chantal Delhez - Archivbild: BRF Fernsehen
Klassefoto, aber das ist nicht eins der Justizgebäude am Rathausplatz beziehungsweise an der Klötzerbahn, sondern das Handelsgericht in der Borngasse