Morgens um 7:45 Uhr ist in Amel die Welt nicht mehr in Ordnung. Die Fahrt der Schüler zu den Sekundarschulen nach St. Vith macht Eltern wie Rita Mertes oder Lothar Jenniges Sorge: "Die Sorge ist ganz einfach, es geht um die Sicherheit der Kinder. Wenn man dann sieht, wie die Kinder im Bus stehen, vorne bis neben dem Chauffeur. Der Chauffeur sieht nichts an seiner rechten Seite - was ist, wenn mal ein Unfall passiert?", fragt sich Lothar Jenniges. "Unsere Kinder fahren jeden Tag mit'm Bus, sie sind jeden Tag einer Gefahr ausgesetzt und wir sehen das als Eltern nicht mehr ein", erklärt Rita Mertes.
Angesprochen ist im vorliegenden Fall die Linie 748 von Weismes über Ondenval und Amel nach St. Vith. Nun ist die Erfahrung, dass die Schüler in den Bussen wie die Sardinen in der Büchse stehen, nicht neu: "Zu meiner Zeit gab es das auch schon. Und das sind schon über 30 Jahre her. Aber es ist noch immer nichts gemacht worden und die Schülerzahlen sind im Moment sehr sehr hoch, es gibt sehr viele Schüler und es ist ein Unding", so Rita Mertes weiter.
So sehen es auch die ersten Betroffenen selbst. "Ja, das ist die Katastrophe. Man hat Angst, in den Bus reinzugehen, weil der so voll ist. Es geht jetzt schon sehr lange so, wir haben schon oft angerufen, aber es ändert sich nichts. Und uns nervt das langsam." "Jaa, man kommt in die Bussen und dann kann man schon bald nicht mehr reinkommen, weil da alles schon voll ist", sagen stellvertretend Levy Cohnen und Kathleen Müller.
22 Schülerinnen und Schüler drängen sich am Montagmorgen auf Höhe des Ameler Gemeindehauses in den Bus - so sehr, dass erst einmal die Tür sich nicht schließen lässt. Ihnen folgt noch eine Handvoll Schüler an zwei weiteren Haltestellen im Ortsteil Heiderfeld und in Deidenberg.
Im Sommer hat Ministerpräsident Oliver Paasch die Generaldirektorin der TEC Lüttich-Verviers, Isabelle Mewissen, bei einem Treffen in Eupen unter anderem auf die elterlichen Beschwerden (nicht nur aus Amel) hingewiesen - und um eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Beginn des neuen Schuljahres gebeten. Die DG-Regierung sei in diesem Zusammenhang nicht zuständig, hieß es aus seinem Kabinett - sie teile aber den Unmut der Eltern und werde die TEC nochmals bitten, "sehr schnell Abhilfe zu schaffen". "Der Ministerpräsident hat ja auch die Kampagne gestartet mit den Primarschulen, was auch sehr gut ist. Da heißt es: 'Immer auf der sicheren Seite' - das hört man jeden Tag im BRF-Radio. Hier sind wir immer am Rande einer Katastrophe - sollte ein Unfall passieren und es ist immer noch nichts gemacht, dann kommt jeder mit seinen schlauen Ideen und dann ist es leider zu spät", findet Lothar Jenniges.
Das Problem der vollen Busse betrifft auch andere Strecken, wie uns Schüler am St. Vither Windmühlenplatz bestätigen. Die Linie 748 ist aus Sicht der Ameler Schüler und Eltern aber ein Sonderfall: "Also ich habe letzte Woche in St. Vith an einer Terrasse gesessen und da kamen die Schülerbusse alle vorbei. Ich saß mit meiner Tochter da und da kam der Ameler Bus und das war der einzige Bus, der so voll war. In den anderen Bussen standen zwar Leute drin, aber die waren nicht so voll wie der Ameler Bus", meint Rita Mertes. Wie voll genau die Busse sind, dass will die TEC am Dienstag bei Zählungen feststellen.
Für die besorgten Eltern kann die Schlussfolgerung nur lauten: "Kurzfristig schauen: Welche Alternativen gibt es, die Busse anders fahren lassen, damit die Schüler besser verteilt werden, größere Busse einsetzen - das sind schon mal zwei Lösungen, die man schnell und direkt überprüfen könnte." Dieser Auffassung ist jedenfalls Lothar Jenniges.
Stephan Pesch - Bilder: BRF