Eine Gala soll es werden, auf dem Rasen und auch auf den Rängen des König-Baudouin-Stadions: das letzte EM-Qualifikationsspiel gegen Israel am 13. Oktober. Doch fürchten viele Anhänger der Roten Teufel nicht dabei sein zu können. Aufgrund von Sicherheitsbedenken vor dem Israel-Spiel sollen alle Eintrittskarten namentlich gekennzeichnet werden - und beim Einlass strikt kontrolliert werden, ob der Besucher und der Käufer der Karte auch ein und dieselbe Person ist.
Bei allem Verständnis für die Sorgen um die Sicherheit hält Wilfried Thelen vom Fanclub "Rote Teufel St. Vith" die Maßnahmen für überzogen: "Das würde bedeuten, dass wenn zum Beispiel der Papa seinen Sohn oder der junge Mann seine Freundin, die wir auch als Nichtmitglieder zulassen, dass bei einer Kontrolle - wie sie durchgeführt wird, kann ich mir noch nicht richtig vorstellen - dass bei einer Kontrolle dieser Partner, das Kind eventuell sogar (es wäre zwar lachhaft) draußen bleiben müsste."
Und was wenn der Kartenkäufer kurzfristig absagen müsse, das Ticket aber nicht auf jemanden anderen übertragen werden dürfe? Von 140 Einschreibungen des St. Vither Fanclubs entfielen immerhin 62 auf Nichtmitglieder. Drei Tage Frist hatte der Verband zunächst eingeräumt, um Bestellungen zu annulieren. Die Roten Teufel aus St. Vith zogen darum die Notbremse: "Nachdem keine Klarheit bestand, haben wir uns im Vorstand digital konzertiert und dann beschlossen - wir waren der erste Fanclub in Belgien, die es gemacht haben - einfach alles abzusagen, um uns selbst zu schützen und auch unsere Finanzen. Man darf nicht vergessen, dass wir Tickets bekommen hätten im Gegenwert von etwa 6000 Euro. Und dieses Risiko dürfen wir auch unseren Mitgliedern und Leuten, die unsere Kasse mit füllen, nicht auferlegen."
Die Reaktionen auf der internen Plattform des Fanclubdachverbandes "1895" blieben nicht aus. Von "Boykott" war da die Rede: "Ich habe nicht zu einem Boykott aufgerufen, sondern ganz einfach unsere Maßnahme mitgeteilt, wenn ihr es so sehen wollt, dann seht es so, wenn ihr euch anschließt, müsst ihr es für euch intern entschließen. Nach meinem jetzigen Kenntnisstand waren bis heute morgen sechs, sieben Fanclubs, die in gleicher Weise gehandelt haben - viele andere haben jede Menge Absagen gemacht."
Eine Rückfrage bei anderen ostbelgischen Fanclubs der Roten Teufel ergab ein unterschiedliches Bild: William Tonneau von den "East Side Devils" sagte dem BRF, sein Fanclub habe kein Problem mit der namentlichen Kennzeichnung der Tickets. In der Regel führen sowieso fast nur Mitglieder zu den Spielen der belgischen Nationalmannschaft. Im vorliegenden Fall müssten höchstens vier oder fünf Karten storniert werden, die für nicht registrierte Begleiter gedacht waren.
Beim Fanclub "Rote Teufel Eupen" spricht Alain Brock von etwa 20 "strittigen" Tickets bei insgesamt 95 Bestellungen. Eine generelle Rückgabe seitens des Fanclubs werde es nicht geben, schon weil einige auf jeden Fall zum Spiel wollen, auch um Bonuspunkte für das Ticketvergabesystem des Verbandes einzustreichen und, fügt Brock hinzu, "man schwäche ja die belgische Mannschaft, wenn man sie nicht anfeuere."
Fragen stellt auch er sich hinsichtlich der Eingangskontrolle - zum Beispiel, inwiefern das Stadionpersonal überhaupt befugt ist, den Ausweis eines Besuchers zu überprüfen. Wilfried Thelen sieht aus Erfahrung noch ganz andere Probleme: "... dass wir schon beim letzten Spiel zu spät ins Stadion reingekommen sind, weil man da auch schon heftiger kontrolliert hat und das eben auch nicht gut organisiert war..."
Der Verband empfiehlt zwar eine frühzeitige Anreise, doch gibt Wilfried Thelen zu bedenken, dass auch die Begegnung gegen Israel an einem gewöhnlichen Werktag stattfinde: "Ich erwarte eigentlich und erhoffe es, dass der Verband einlenkt und möglicherweise auch die Sicherheitsdienste. Und uns möglicherweise sagen werden: 'Also ihr könnt den Namen der Person, die das Mitglied vertritt, eintragen', meinetwegen selbst mit der Mitteilung der Nationalregisternummer und dann wäre die Sache von daher schon mal wieder im Reinen, obwohl das Problem des Eingangs nicht geregelt ist."
Dass die Besucher keine Rucksäcke und Taschen mit ins Stadion nehmen dürfen und einer kurzen Leibesvisitation unterzogen werden, könne er ja nachvollziehen: "Es geht mir nicht darum, die Sicherheitsmaßnahmen zu lockern, sondern die Maßnahmen uns gegenüber, weil wir ein familiärer Fanclub sind und es bei uns niemals das geringste Problem gegeben hat, auf den Fahrten, auf den Besuchen und alle immer begeistert sind und es wäre sehr schade, wenn dem jetzt Einhalt geboten würde."
Stephan Pesch - Archivbild: Rote Teufel St. Vith