Die 14 Schülerinnen und Schüler, die in der Empfangsklasse an der Clara-Viebig-Schule in Manderfeld von Grazyna Glowania unterrichtet werden, leben mit ihren Familien im Empfangszentrum des Roten Kreuzes. "Meine Schüler kommen grundsätzlich aus Afghanistan, aus dem Irak, aus Dagestan und im Kindergarten haben wir auch Kinder aus der Ukraine – und alle sind muslimische Kinder", erklärt Grazyna Glowania. Die Schüler in der Klasse von Grazyna Glowania kommen nicht nur aus verschiedenen Ländern. Sie sind auch zwischen fünf und zwölf Jahre alt und müssen in vielerlei Hinsicht bei Null anfangen. Das geht schon los mit der fremden Sprache und Schrift.
Im Laufe der Jahre hat Grazyna Glowania viel Erfahrung gesammelt, um den Kindern etwas beizubringen. Dabei ändern sich immer wieder die Rahmenbedingungen. Besuchten bis vor einiger Zeit viele Schüler aus Osteuropa die Empfangsklasse, sind es nun Kinder mit einem anderen Erlebnis- und Erfahrungshintergrund. Das drücke sich auch im sozialen Verhalten aus. Unter diesen Voraussetzungen Unterricht zu geben, gestalte sich bei aller spielerischen Herangehensweise mitunter als schwierig. "Das ist gar nicht selbstverständlich, hier komme ich mit Sachen, die nicht selbstverständlich sind. Zum Beispiel der Gang zur Toilette, sich aufstellen, Buchstaben einfüllen, bei Kindern, die schon zwölf Jahre alt sind – das ist gar nicht selbstverständlich."
Hinzu kommt, dass die Schüler die Empfangsklasse nur vorübergehend besuchen. Ziel ist zwar eine mögliche Eingliederung in den Regelunterricht, was für Fächer wie Sport, Musik oder kreatives Arbeiten auch praktiziert wird. Für mehr bleibt aber einfach nicht genügend Zeit, weil der weitere Weg die Familien so oder so fortführt. Für Grazyna Glowania ist die von beiden Seiten aufgebrachte Mühe aber nicht vergebens: "Was sie lernen, nehmen sie mit, egal wo sie sind, also hier, wenn sie in Belgien bleiben wollen, müssen sie schon die Schrift alleine lernen und was sie hier gelernt haben, das nehmen sie mit."
Stephan Pesch - Bilder: BRF