Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, einen Flüchtling bei sich zuhause aufzunehmen? Berichte darüber gibt es einige. Allerdings stammen diese meist aus der Schweiz, Deutschland oder Frankreich. Diese Länder haben mittlerweile einen gesetzlichen Rahmen, der es auch Privatpersonen erlaubt, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Meist sind es WG's oder kleine Familien, die noch ein Zimmer frei haben. Sie werden von Sozialämtern unterstützt und erhalten auch oft eine finanzielle Entschädigung, die die Lebenshaltungskosten des Flüchtlings deckt. In Belgien arbeitet Fedasil gerade daran, ähnliche Modelle auch bei uns einzuführen. In der Theorie können Privatpersonen aber auch jetzt schon Flüchtlinge bei sich aufnehmen, erklärt Daniel Schrauben, der Leiter des Empfangszentrums Belle-vue.
Laut Mietrecht dürfen Personen in ihrer Wohnung Menschen aufnehmen, solange sie das Zimmer nicht untervermieten und alles in einem vernünftigen Rahmen bleibt, erklärt Rechtsanwalt Guido Zians dem BRF auf Anfrage. Was es genau kostet, einen Flüchtling bei sich zuhause aufzunehmen, kann man natürlich nur schätzen. Zum Vergleich: Empfangszentren wie Belle-vue bekommen von Fedasil einen Tagessatz von ungefähr 40 Euro pro Person. Darin sind die Personalkosten und der Unterhalt des Zentrums, sowie die Kosten für Essen und Kleider enthalten.
Wer nicht gleich den ziemlich großen Schritt machen will, eine fremde Person bei sich zuhause aufzunehmen, der kann sich unterdessen auch freiwillig engagieren. Die Möglichkeiten sind hier wirklich unbegrenzt, findet Schrauben.
Wer sich als Freiwilliger in einem Empfangszentrum engagiert, bekommt das Fahrtgeld oder Bustickets erstattet und kann auf Wunsch auch im Zentrum mit essen. Auch wäre es möglich, eine Patenschaft für eine bestimmte Person zu übernehmen. Hier trifft man sich zum Beispiel einmal in der Woche mit dem Flüchtling, macht mit ihm Ausflüge oder begleitet ihn bei Behördengängen. Das geht allerdings nur, wenn diese Patenschaft bestimmten Bedingungen entspricht.
Zwar gibt es im Moment immer noch Bedarf an Freiwilligen, doch für Daniel Schrauben kommt die größere Herausforderung erst in ein paar Monaten. Dann werden viele Flüchtlinge ihre Aufenthaltsgenehmigung erhalten haben und sich auf die Suche nach einer Wohnung oder einem Job begeben. Gesucht werden dann vor allem eigenständige Wohnungen oder Häuser, denn viele Vermieter wollen nicht an Flüchtlinge vermieten. Dabei kümmert sich das ÖSHZ in dem Fall um die Begleitung der Flüchtlinge und bezahlt auch die Miete und die anfallenden Nebenkosten, bis der Flüchtling einen Job gefunden hat.
Es gibt aber auch zahlreiche Organisationen, wie zum Beispiel die Caritas, die den Flüchtlingen bei der Wohnungssuche helfen und die ebenfalls ständig Freiwillige oder verfügbaren Wohnraum suchen. Voraussetzung für solche Wohnungen ist, dass sie einen separaten Eingang haben und über Küche und Bad verfügen.
Anne Kelleter - Bild: Christoph Stache (afp)