"Schade, dass so ein Event, der überregional bekannt war, durch eine solche Situation die Aktivitäten aufgeben muss. Sehr traurig", reagiert der Kelmiser Bürgermeister Louis Goebbels auf die Auflösung des Blumenkorso-Komitees von Hergenrath. "Der Blumenkorso war das Aushängeschild der Gemeinde, das Dorf Hergenrath ist dadurch bekannt geworden."
"Die Jubiläumsveranstaltung war aus meiner Sicht eine ganze Nummer zu groß. Wir haben von Seiten der Gemeinde klipp und klar gesagt, dass wir hinter solchen Sachen nicht stehen können, dass es einfach nicht finanzierbar ist. Trotzdem hat man es doch in diese Richtung veranstaltet und was daraus geworden ist, weiß inzwischen jeder."
Der Blumenkorso 2014 war unter dem Motto "Festival der Blumen" groß aufgezogen worden. Neben dem Umzug gab es eine Messe, Kochshows und einen Galaabend. Die Veranstaltung schrieb hohe Verluste und hinterließ offene Rechnungen von über 100.000 Euro. "Es ist eine reine Kalkulationsfrage. Um dieses Defizit aufzufangen, hätten 30.000 Leute nach Hergenrath kommen müssen. Die sind aber niemals nach Hergenrath gekommen - vorher nicht und die werden auch nie nach Hergenrath kommen."
Der große Verlust hat den Veranstaltern das Genick gebrochen. Das Blumenkorso Komitee hat sich zum 31.07.2015 aufgelöst. "Eine VoG kann jederzeit beschließen, dass sie ihre Tätigkeiten einstellt", erklärt Rechtsanwalt Guido Zians. "Aus diversen Gründen: weil sie keine Tätigkeiten mehr organisieren möchte oder weil sie nicht mehr die Geldmittel dazu hat, das scheint ja im vorliegenden Fall so zu sein. Dann wird eine Generalversammlung einberufen und die beschließt dann, dass man die Tätigkeiten einstellt. Und es wird ein Liquidator bestimmt. Das ist derjenige, der alles verkauft, was die VoG noch besitzt. Am Ende wird dann geschaut, was an Geld noch übrigbleibt. Und dieses Geld wird zwischen den Gläubigern aufgeteilt."
Keine Haftung - nur in Ausnahmefällen
Nach Auflösung des Blumenkorso-Komitees sind nur noch etwas mehr als 4.000 Euro übrig. "In der Regel muss die VoG nur das verteilen, was sie in der Kasse hat. Mitglieder oder Personen aus dem Verwaltungsrat haben keine persönliche Haftung", erklärt Rechtsanwalt Zians.
"Es gibt aber Fälle, wo der Verwaltungsrat gegebenenfalls doch eine persönliche Verantwortung haben könnte. Zum Beispiel wenn Aktivitäten vollkommen unvernünftig geplant worden sind oder wenn man die Tätigkeiten fortsetzt, obwohl man schon ein großes Defizit hat. In so einem Ausnahmefall könnten diejenigen, die auf der Strecke geblieben sind, die Mitglieder des Verwaltungsrats verklagen. Sie müssten dann aber belegen, dass die in der Verwaltung der VoG grob fehlerhaft gehandelt hätten."
Welche Chancen eine solche Klage hätte, ist unmöglich abzuschätzen. Fest steht: 46 Firmen und Vereinigungen schauen erst einmal in die Röhre und bleiben auf Rechnungen in Höhe von 25 Euro bis hin zu über 13.000 Euro sitzen. "Wenn ein junges Unternehmen solche Ausfälle hat, das kann weh tun. Das kann zur Folge haben, dass man Liquiditätsprobleme bekommt", so Bürgermeister Goebbels.
"Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist, dass man als VoG da einfach aussteigt und sagt 'Okay, das war's gewesen. Wir sind nicht verantwortlich, das waren lediglich Verbindlichkeiten und fertig ist die Sache.' Das sollte ein Warnsignal sein. Überall, wo diese Verantwortlichen auftreten - das ist eigentlich immer die selbe Person - sollten die Leute vorsichtig sein, die da Verantwortung übernehmen müssen. Es ist sehr delikat."
Steht der Hergenrather Blumenkorso nun vor dem endgültigen Aus? "Ich wünsche mir, dass der Blumenkorso weiter existiert. Aber nicht mit den selben Veranstaltern, die dem Blumenkorso den Schaden zugefügt haben. Ich wünsche mir, dass es junge, kreative Leute gibt, die es machen. Aber ich zweifele daran, dass Menschen sich das nochmal antun, es ist sehr aufwändig. Sie bekommen die Unterstützung der Gemeinde, das ist gar keine Frage. Ist der Wille da, werden wir das auch weiterhin unterstützen."

Katrin Margraff - Bilder: BRF