Drei Pellets-Heizkessel will die Klinik St. Josef St. Vith errichten lassen - um umweltverträglicher zu heizen als mit Mazout, wie Direktorin Ingrid Mertes am Mittwochabend den knapp 20 Anwohnern erklärte, die sich über das Projekt informieren wollten. "Wir haben rund 16.000 Quadratmeter Fläche, einen hohen Bedarf an Wasser, aber auch die Raumtemperatur muss im Krankenhaus höher liegen. Da ist eben der Energieverbrauch ein Thema."
"Mit all den Bauten haben wir sehr viel Wert gelegt auf Dämmung, auf Isolation, auf Energievermeidung. Jetzt war die Frage: Ist es noch zeitgemäß und gut, mit Mazout zu heißen? Da haben wir das Projekt ausgearbeitet, dass wir einen Teil der Energiemenge durch Pellets einbringen wollen", erklärt Ingrid Mertes. Geplant hat Projektautor Alfred Boemer drei Mal 320 kW - insgesamt haben die drei Heizkessel also eine Leistung von etwas unter einem Megawatt. Das sollte für die wärmeren Jahreszeiten reichen, und ein Teil der Ölheizungen bleibt als Reserve erhalten.
Besser drei kleinere als ein großer Heizkessel, erklärt Roger Rauschen von der Firma TSD, die solche Heizkessel importiert. Durch die intelligente Steuerung kann man dann je nach Bedarf einen, zwei oder drei Kessel laufen lassen - das ist vorteilhafter als ein einziger Heizkessel, der dann nur unter Teillast arbeitet.
Eine der Sorgen der Anwohner räumt der Experte direkt aus: Es ist eine Pelletsheizung, es geht nicht um Holzhackschnitzel. Und bei dieser Anlage sind A-Pellets empfohlen - aus zu hundert Prozent unbehandeltem Holz. Alles andere macht keinen Sinn, erklärt Roger Rauschen. Und: Die geplante Anlage liegt deutlich unter den erlaubten Grenzwerten, was die Umweltbelastung angeht. Auch in Sachen Feinstaub-Ausstoß: 20 mg/m³ - fünf Mal weniger als erlaubt.
Der Knackpunkt ist der Standort: der Schuppen der Schwestern, der derzeit bereits von der Klinik gemietet und als Lager benutzt wird (auf dem Bild hinten in der Mitte). Der liegt direkt an der Bernhard-Willems-Straße. "Die Frage ist flott beantwortet: Weil der Rest zugebaut ist. Wir als Krankenhaus haben nur eine sehr kleine Geländegröße. Diese Scheune besteht, ihre Größe ist gar nicht ganz nötig, ein Teil wird weiter als Lagerraum genutzt. Daher war das die naheliegende Möglichkeit. Unser bestehender Heiztrakt ist gar nicht imstande, das aufzunehmen."
Aber die Anwohner wollen wissen, wie hoch die Lärmbelästigung sein wird. Das konnte allerdings bei der Versammlung keiner der Verantwortlichen so genau sagen. Auch ein paar andere Angaben sind den Anwohnern zu ungenau. Mit uns öffentlich über die Bedenken reden wollte aber keiner von ihnen.
Also: Einige Bedenken konnten ausgeräumt werden, aber nicht alle. Deshalb sollen die Projektautoren jetzt die fehlenden Informationen zusammentragen. Und dann gibt es in sechs Wochen, am 23. September, eine neue Versammlung. Die Stadt St. Vith sagte zu, dass deshalb auch die Einspruchsfrist bis zum 28. September verlängert wird.
Fragen an den Experten Roger Rauschen
Was genau ist geplant?
"Drei Mal 320 kW in Kombination mit drei Puffern von 5000 Litern und einem größeren Pellets-Lager, um zum Großteil den heutigen Verbrauch des Krankenhauses abdecken zu können. Wir sprechen hier von einem Ölverbrauch von 240.000 bis 250.000 Litern Öl. Die werden wir zum großen Teil ersetzen. Es wird immer Spitzenverbräuche geben, die noch durch Öl abgedeckt werden. Aber 85 Prozent der Heizkraft werden wahrscheinlich durch diese Anlage gedeckt."
Was sagen Sie zu den Umweltbedenken der Anwohner?
"Bedenken sind ganz normal, die Anlage kommt ja auch nah an die Grundstückgrenze. Die meisten Bedenken kann man zerstreuen. Es bleibt natürlich eine Anlage, die Schadstoffe bzw. Abgase ausstößt, die aber wesentlich ungefährlicher sind als das, was heute mit dem Öl passiert. Wir werden vor allem eine wesentlich bessere CO2-Bilanz haben und eine viel sauberere Anlage. Im Ganzen wird das Krankenhaus dadurch den Ausstoß an Schadstoffen reduzieren."
Was ist mit Feinstaubbelastung?
"Die Staubwerte sind ein heißes Thema, das wird immer wieder diskutiert. Dass Pellets-Heizungen Staubschleudern sind, ist so nicht wahr. Man hat Zimmerofen, Holz- und Ölheizung verglichen. Da steht der Zimmerofen relativ schlecht da, weil er keine geregelte Verbrennung hat. Hier reden wir von Hochtechnik, die elektronisch gesteuert wird. Da haben wir sehr niedrige Staubwerte. Sie sind niedriger als vergleichbare Ölkessel vor 20 Jahren. Also wenn die Anlage hier weniger Öl verbrennen wird, werden die Staubwerte nach unten gehen und nicht nach oben."
Was ist der Unterschied zwischen Holzpellets und Holzhackschnitzeln?
"Hackschnitzel haben eine gewisse Restfeuchte. Dadurch wird Wasserdampf in die Luft geschleudert, dann ist eine weiße Rauchfahne zu sehen. Der große Unterschied: Pellets sind ein genormter Brennstoff und werden vorgetrocknet, da hat man durch Wasserdampf keine Probleme."
Es gibt unterschiedliche Pellets-Qualitäten. Welche Pellets sollen hier genutzt werden?
"Die Anlage ist ausgelegt auf Klasse-A-Pellets laut der neuen europäischen Norm. Das Krankenhaus hat auch von sich aus Interesse, mit diesen Pellets zu arbeiten, weil damit die Anlage stabil laufen wird. Alles andere, Industriepellets mit behandeltem Holz, würde zu Problemen in der Anlage führen."
Kann man diese Anlage mit dem Biomasseheizkraftwerk Renogen auf Kaiserbaracke vergleichen?
"Da spricht man von zwei ganz verschiedenen Sachen. Es geht um eine ganz andere Größenordnung. Meinen Informationen nach hat die Anlage dort eine Leistung von 24 Megawatt. Und bei Renogen geht es um eine Anlage, die Restmüll und eben auch behandeltes Holz verbrennt. Das kann man absolut nicht vergleichen."
Katrin Margraff