Polizei-Hauptkommissar Marc Delhez kommt aus den Versammlungen gerade nicht mehr heraus. Der Formel-1-Grandprix auf der Rennstrecke von Spa-Francorchamps steht vor der Tür: eine Mammutaufgabe für die Polizei. Beamte aus der ganzen Wallonie sind im Einsatz. Das will ordentlich durchgeplant sein.
Die Polizei erfüllt drei verschiedene Aufgaben. An erster Stelle steht die Verkehrsführung. "An 63 Kreuzungen werden Beamte postiert, die die Zuschauer zu den Parkplätzen leiten. Dann gibt es ein Team, das sich um die Aufnahme von kleineren Delikten kümmert, wenn Zuschauer bestohlen werden zum Beispiel. Und es gibt Patrouillen rund um die Rennstrecke." Präsenz zeigen, damit die Leute gar nicht erst auf dumme Ideen kommen.
Unterstützung gibt es dabei auch von Kollegen aus den Nachbarländern. "Besucher aus dem Ausland schlagen gerne einmal über die Stränge", erklärt Hauptkommissar Delhez. "Aber wir haben festgestellt, dass sie ganz anders reagieren, wenn ihnen auf einmal Polizisten aus ihrem Heimatland gegenüberstehen. Außerdem läuft es viel besser, wenn man mit den Menschen in ihrer Muttersprache reden kann."
Mehr als 800 Polizeikräfte sind rund um das Formel-1-Rennen im Einsatz. Und bis zu 90 Prozent davon werden im Bereich Verkehrsführung eingesetzt. Denn das ist das größte Problem an der Rennstrecke von Francorchamps. "Wir erwarten 65.000 Besucher. Es gibt zwei große Achsen, um zur Rennstrecke zu kommen: die E42 und die Ardennenautobahn. Das Problem ist der Weg von der Autobahn bis zur Rennstrecke. Da gibt es nur kleine Nationalstraßen und Dorfwege, die gerade mal so breit sind wie ein Auto", erklärt Marc Delhez.
Er rät allen Formel-1-Fans: Planen Sie genügend Zeit ein. "Jedes Jahr bilden sich Staus - bis zu acht oder zehn Kilometer sind keine Seltenheit. Letztes Jahr sind einige so spät losgefahren, dass sie kurz vor dem Rennen noch immer auf der Autobahn festsaßen. Die Leute waren sogar dazu bereit, ihr Auto dort stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen."
Tipp Nummer zwei: Nicht auf das Navigationsgerät hören. "Das GPS leitet Besucher der Rennstrecke immer über die Ausfahrt Francorchamps - das ist aber genau die Ausfahrt, die immer verstopft ist. Wer eine teure Gold-Eintrittskarte gekauft hat, muss tatsächlich über das Dorf Francorchamps, also von Norden her, zur Rennstrecke. Alle mit normalen "Bronze"-Tickets können das vermeiden und vom Süden her die Parkplätze von Blanchimont und Combes ansteuern, also über Malmedy oder Trois-Ponts und Stavelot."
Hinter dem ganzen Verkehrskonzept steckt vor allem eine Leitlinie: Sicherheit geht vor. Beispielsweise ist im Dörfchen Meiz Parken strikt verboten. Vor einigen Jahren hat dort am Grand-Prix-Wochenende ein Haus gebrannt. Und weil das Dorf zugeparkt war, kam die Feuerwehr nicht an den Brand heran.
Aus dem gleichen Grund sind einige Straßen komplett für den Verkehr gesperrt. Wenn es einmal schnell gehen muss, sollten sich Rettungskräfte nicht erst ihren Weg bahnen müssen. Es kann schließlich immer etwas Unvorhergesehenes passieren. "Vor zwei Jahren hat eine schwangere Frau im Stau gesteckt - und ihre Wehen haben eingesetzt. Dann haben wir einen Motorradpolizisten hingeschickt. Und der hat sie zum Krankenhaus in Malmedy eskortiert, wo dann das Kind geboren worden ist." Nochmal alles gut gegangen.
Mit dem Bus zur Rennstrecke
Wer nicht im Stau stehen will, kann einfach ganz aufs Auto verzichten: Die TEC setzt am Grandprix-Wochenende zusätzliche Busse ein. Unter anderem gibt es ein spezielles Wochenend-Ticket für den Weg vom Bahnhof Verviers bis zur Rennstrecke. Informationen auf der Webseite der TEC.
Katrin Margraff