Das Frühstück ist vielen Menschen heilig - ein wichtiges Ritual. In Internetforen lassen sich Menschen gerne darüber aus, wie sehr sie ihren Schokoaufstrich lieben, oder darüber, was niemals mehr aufs Brot kommt. Ein in Belgien und im Ausland beliebter Brotaufstrich ist auch der Lütticher Sirup. Dass die exportstärkste Marke, der 'VRAI SIROP DE LIEGE' tatsächlich im nahegelegenen Aubel hergestellt wird, daran hat sich bislang kaum jemand wirklich gestört.
Doch seit dem Wochenende wird die Siroperie Meurens in Aubel von einer unglaublichen Protestwelle heimgesucht. Dabei hat sich an der Rezeptur rein gar nichts geändert. Stein des Anstoßes ist ein Halal-Zertifikat.
Normalerweise dampfen in Aubel nur die Kessel. Doch zur Zeit dampft in dem Familienbetrieb etwas anderes, und zwar in Form eines sogenannten Shitstorms im Internet und in Form von bösen Zuschriften.
Hier einige Beispiele: „Der Lütticher Sirup war vor allem ein Geschmack mit Tradition, der jetzt endgültig verloren ist“ - „Ein Kulturgut soll ein Kulturgut bleiben. Es darf nicht verändert werden, für Menschen die nicht von hier sind! Verlassen Sie sich darauf, dass ich und die anderen ihre Produkte umgehend boykottieren werden.“ - „Wir kaufen ihren Sirup seit 30 Jahren. Aber das ist jetzt vorbei. Wir sind eine Familie praktizierender Katholiken. Es ist nicht mehr gut für uns, den Sirup zu essen.“ - „Als echter Lütticher kann ich nicht akzeptieren, dass Lütticher Sirup jetzt 'halal' ist.“
Halal ist dann auch das Wort, das die Gemüter erregt. In einem Zeitungsbericht vom Wochenende war zu lesen, dass die Produkte des Aubeler Unternehmens ein Halal-Zertifikat erhalten haben, damit sie problemlos exportiert werden können. Halāl ist ein arabisches Wort und kann mit „erlaubt“ und „zulässig“ übersetzt werden.
Die Speisevorschriften der Muslime sind im Koran geregelt. Grundsätzlich gilt, dass alle Lebensmittel erlaubt sind, mit Ausnahme solcher, die eindeutig verboten wurden. Einem Moslem ist unter anderem das Essen von Schweinefleisch und dessen Nebenprodukten und der Genuss von Alkohol verboten.
Zucker, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen und Datteln sind erlaubt. Und aus Zucker, Äpfeln, Birnen, Aprikosen, Pflaumen und Datteln wird süßer Sirup in der Siroperie Meurens produziert. Also ganz 'halal', und das schon seit 1902. Ein Imam hat dies jetzt sogar verbrieft. Und zwar auf Wunsch eines britischen Kunden, der den Lütticher Sirup in Malaysia verkaufen möchte.
"Ein Halal-Zertifikat für belgische Produkte ist nichts Ungewöhnliches", sagt Marc Dechamps, Berater der Wallonischen Exportagentur AWEX. "Diese Praxis hat genau so viel Tradition wie der Lütticher Sirup, der ja weltweit bekannt ist, aber halt nicht in allen fernen Ländern. Und dort ist es wichtig, den Lütticher Sirup zu kennzeichnen. Dadurch kann der Konsument sicher gehen, dass der Lütticher Sirup seinen Speisevorschriften entspricht und keine verbotenen Zutaten enthält."
Doch nicht wenige belgische Konsumenten haben die Nachricht in den falschen Hals bekommen. Und dafür reichte wohl alleine das Wort 'halal' aus. Bernard Meurens spricht dann auch von einer Islamophobie in Belgien. Anfangs hatte der Unternehmensleiter die Kommentare noch entspannt kommentiert: Sein Betrieb schlachte die Äpfel ja nicht Richtung Mekka. Doch das Lachen ist ihm vergangen, da er befürchtet, dass einige ihre Drohschriften auch ernst nehmen und in die Tat umsetzen. Die Zeitung La Meuse sah sich nach über 600 Kommentaren jedenfalls gezwungen, den Bericht wieder von der Internetseite zu entfernen.
Bernard Meurens erklärte, er möchte Arbeitsplätze schaffen, indem er neue Märkte erschließt. Und damit ist er nicht mal ein Pionier in Belgien, sagt Marc Dechamps: "Halal-Produkte sind nicht nur ein großer Markt, sondern ein wichtiger Wachstumsmarkt. Der Wallonische Unternehmerverband hat zusammen mit der AWEX einen Halal-Club gegründet. Mitglied sind rund hundert Unternehmen. Eine Umfrage hat ergeben, dass der Jahres-Umsatz von Halal-Produkten 200 Millionen Euro überschritten hat und weiterhin wächst. Und das ist hauptsächlich dem Export zu verdanken, da Halal-Produkte hier bei uns kaum von Bedeutung sind."
Abgesehen vom Export-Umsatz also viel Aufregung um Nichts. Auch wenn eine Packung mit Lütticher Sirup in Malaysia einen Halal-Aufkleber bekommt, ändert das nichts an der Rezeptur. Wie jedes Salatblatt war, ist und bleibt das Produkt aus Aubel halal.
Manuel Zimmermann - Illustrationsbild: Jonas Hamers (belga)
Zu Sturm der Entrüstung des Herrn Manuel Zimmermann!
Habe den soeben im BRF verfolgt. Klar, Herr Zimmermann auch wir Christen habe gelehrt bekommen, dass Liebe durch den Magen geht. Z.B. In den Zehn Geboten: den Nächsten lieben, wie sich selbst. In der Regel handeln wir auch danach. Doch wenn man etwa um Mitternacht nachweislich überfallen werden sollte, dann geht bei mir die Liebe für solche Menschen nicht durch den Magen. Wie wär's wenn Sie dafür Sorge tragen würden, dass Ihr soeben gehörter Beitrag auch auf ARABISCH übersetzt würde. Wir brauchen nicht zu klauen, um Christen zu schädigen! Sie dürften informiert sein, dass alles hier Geschriebene nachzuweisen ist.
Halal das heißt das ein Iman ein Gebet zum Allah über dieses Produkt gesprochen hat, in anderen Worten wurde der Sirup islamisiert!
Danke für diesen kritischen Beitrag Herr Zimmermann! Es wird Zeit dass sich auch diejenigen zu Wort melden, die sich nicht mit der fremdenfeindlichen Grundstimmung identifizieren. Weiter so!
Ja, Herr Ramakers, ähnlich wie kürzlich ein Eifler Politiker, d. h. urteilen bzw. VER urteilen ohne Hinter-Grundwissen. Sofern Sie die öffentlichen Medien in den nächsten Stunden weiter verfolgen, werden auch SIE über Hintergrund-Wissen verfügen, danach sehen wir mal weiter!
Herr, schicke Hirn vom Himmel und verfehle die Einfältigen bitte nicht...
Wie würden die Erzürnten reagieren, wenn das Produkt 'kosher' wäre?
Muss Sirup 'halal' sein ? Was hat normaler Sirup mit Alkohol und Schnweinefleisch zu tun? Wusste ich auch noch nicht.
Also kann ich davon ausgehen, dass die Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen und Datteln dafür geschächtet wurden ? 😉
Wenn das Produkt schon immer "halal" war, wenn auch ohne Absicht, dann frage ich mich, warum man sich so aufregt. Man müsste wissen, welcher Iman von welcher islamischen Konfession (Sunniten, Schiiten, Alawiten, etc) das Gutachten ausgestellt hat. Dann könnte man sich ein genaueres Bild machen und eine Meinung bilden.
Herr Marcel Scholzen: "warum man sich so aufregt", dürfte u.a. damit zu tun haben, ob die christlichen Mitbürger bereit sind, Ja, Nein, der muslimischen Gemeinschaft entsprechend entgegen zu kommen. Diesbezüglich haben wir Christen aber auch das Recht, diese Glaubensgemeinschaft zu fragen, inwieweit diese auf einige unsere Sitten/Gebräuche Rücksicht zu nehmen gedenken
Wen kratzt es denn, wenn der mit dem "halal"-Aufkleber versehene Sirop für den Export in überwiegend moslemische Länder entsprechend gekennzeichnet ist? Hauptsache - und so verstehe ich den Artikel - es ändert sich nichts an der Zusammensetzung des "Krauts".
Es geht übrigens noch absurder: In einer Lounge am Frankfurter Flughafen befand sich vor einer Schale mit Äpfeln und Birnen ein Piktogramm mit... einem durchgestrichenen Schweinekopf!
Werte Frau Kerstges,
Hier geht es eindeutig ums Geschäft und um sonst gar nicht. Ich glaube kaum, dass man sich so aufregen würde, wenn es sich beispielsweise um ein Zertifikat für Hindus handeln würde. Denn es ist rein pflanzlich und auch geeignet für Hindus.
Frau Kerstges, wie kann man sich nur so auf eine Glaubensgemeinschaft einschießen, deren Mehrheit genau wie Sie in Frieden leben möchte.
Ich habe noch keinen Muslim gehört, der sich darüber mokiert, daß Katholiken Freitags kein Fleisch essen, trockene Oblaten als Leib Christi ansehen und Wein als dessen Blut zu sich nehmen. Darüber sollten Sie einmal nachdenken. Ihre Religion, die ebenso verlogen ist wie alle anderen auch predigt einerseits Toleranz und andererseits Auge um Auge, Zahn um Zahn - such sich jeder aus, was gerade passt!
Als Venedig noch eine See- und Handelsmacht war, galt dort folgende Regel : Wir sind zu allererst Venezianer, dann erst Christen. Die haben sowohl mit dem Osmanischen Reich Geschäfte gemacht, als auch Krieg geführt. Hing einfach ab, wie gerade die grosspolitische Wetterlage war und was den grössten Gewinn vesprach.
Allerdings, Herr Scholzen!
Bereits zu Zeiten der Kreuzritter wurde auch schon so verfahren. Und die Franzosen haben später mit den Osmanen gegen ihre eigenen Brüder in Christus, die Habsburger, paktiert.