Sie ist eine Frau der Tat: Elke Drosson hatte eine Idee. Und bis zur Umsetzung brauchte es nur wenige Wochen. Das Ergebnis: 18 Schülerinnen und Schüler aus Istanbul machten Sprachferien im malerischen Eifeldörfchen Wirtzfeld. Zehn Tage lang paukten sie am Morgen eifrig Deutsch, nachmittags gingen die 13-jährigen Türken gemeinsam mit ostbelgischen Schülern auf Erkundungs- und Erlebnistour. Die fünf Mädchen und 13 Jungs aus der Istanbuler Alev-Schule haben gerade die siebte Klasse absolviert und bereiten sich auf eine schwere Prüfung im nächsten Jahr vor. Entsprechend stramm war das Lernprogramm in Wirtzfeld und entsprechend motiviert waren die Schüler.
Kart Tülin ist eine von sechs Lehrkräften, die in Wirtzfeld unterrichteten. Sie ist begeistert von ihrer Aufgabe und den Leistungen ihrer Schützlinge. Genauso erfreut ist sie über die Offenheit und Zugewandheit der Gastgeber im Hotel Drosson und den Menschen in der Eifel und in Ostbelgien. Genauso geht es ihren Kollegen, zum Beispiel der Deutschlehrerin Mehtap Suvaroglu oder Harald Brück, der in Büllingen Grundschullehrer ist. Sie gehören zu den vielen, die sich bereit erklärt haben, ihre Erfahrungen einzubringen und die jungen Türken in Sachen Bildung voranzubringen.
Die Initiatorin des Projekts, Elke Drosson, hat die Liebe in die Türkei verschlagen - vor 18 Jahren. Inzwischen hat die Mutter von zwei Töchtern zwei Wohnsitze: in Istanbul und in Wirtzfeld. Sie pendelt regelmäßig zwischen diesen so grundverschiedenen Welten. Und es war ihr ein Herzensanliegen, den deutschlernenden jungen Türken aus der Alev-Schule, in der sie selber unterrichtet, zusätzliche Lernmöglichkeiten anzubieten.
Die Rahmenbedingungen waren für alle ideal: Das von der Familie geführte Hotel Drosson bot den jungen Gästen nicht nur Quartier und Verpflegung, sondern auch alle anderen Annehmlichkeiten. Und: Spontan kamen unzählige Angebote aus allen Ecken.
Freitagabend geht's mit dem Flieger zurück nach Hause: Die 18 haben sich wohlgefühlt in Ostbelgien. Toll war's nicht nur bei den Freizeitaktivitäten in Monschau, im Bobbejaanland, im DG-Parlament oder mit Ministerpräsident Paasch bei der Regierung, im Aachener Dom oder zum Abschluss auf dem Waldlehrpfad in Heppenbach. Nur das Wetter spielte nicht wirklich mit, oft goss es in Strömen, und das war auch das einzige, was die türkischen Kids zu bemängeln hatten.
Schließlich gab es noch die berühmte Kirsche auf den Kuchen: Eine Fahrt im Lotus durchs Eifeler Land mit einem echten Rennfahrer am Steuer: Patrick Heinen. Klar, dass alle gerne wiederkommen möchten. Nicht nur der deutschen Sprache wegen. Und auch der eine oder andere Ostbelgier dürfte einiges gelernt haben: beispielsweise, dass nichts mehr dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen, als persönliche Begegnungen.
Text und Bilder: Rudi Schroeder
Eine Geschichte, die von vorne bis hinten wahr ist ... Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute,