Den Farbfilm vergessen. Das war auch vor der Erfindung der Digitalkamera keine Katastrophe. Im Souvenirladen bezahlte man seine Vergesslichkeit dann meist mit dem doppelten Preis.
Rollfilme für die Analogkamera werden heute noch verkauft. Auch Fotograph Elias Walpot bietet sie in seinem Geschäft in Eupen an. "Die kosten so zwischen 3,50 und 4,50 Euro - je nachdem, welche Aufnahmezahl gekauft wird", erklärt Walpot.
Wer vor 20 Jahren ein Photogeschäft betrat, der blickte meist auf eine ganze Wand voll Rollfilmen. Und schon beim Kauf musste man eine wichtige Entscheidung treffen: Welche Lichtempfindlichkeit soll der Rollfilm haben? Die Faustregel für Hobbyfotographen lautete: Ein ISO100-Rollfilm für sonniges Urlaubswetter; ein ISO400-Rollfilm für die wolkenbehangene Heimat.
Im Geschäft von Elias Walpot stellt sich diese Frage nicht mehr: Sein Angebot könnte ein Ladendieb locker mit zwei Handgriffen in die Tasche stecken.
Elias Walpot führt auch Schwarz-Weiß-Rollfilme. Auch wenn sie eigentlich kein Mensch mehr braucht, gibt es dennoch Käufer. Ein paar Schüler von der Kunstabteilung, die den Auftrag bekommen haben, sich mit Schwarz-Weiß-Filmen auseinanderzusetzen, würden schon mal danach fragen, aber generell sei es sehr selten, dass noch jemand Schwarz-Weiß-Filmen braucht, so Walpot.
Kunst setzt Können voraus. Wer mit einer analogen Spiegelreflexkamera fotografiert, der muss sich erst mal mit den manuellen Einstellmöglichkeiten vertraut machen. Erst das gekonnte Zusammenspiel von Blende, Lichtempfindlichkeit und Verschlusszeit macht den Fotografen.
Die Alternative dazu ist die Einwegkamera. Ein Knopf für den Blitz, ein Knopf zum Knipsen. Rollfilm weiterdrehen. Fertig. Die Leute, die das noch kaufen, sind oftmals Eltern. Wenn die Kinder zum Beispiel in Schneeklasse fahren, dann würden solche Einwegkameras noch besorgt, damit die Kinder nicht "die gute Digitalkamera von Mama und Papa in die Hände kriegen", erklärt Walpot.
Elias Walpot entwickelt die Fotoabzüge nicht selbst. Er lässt sie von einem großen Fotolabor herstellen. Die Anschaffung einer eigenen Maschine lohnt sich wirtschaftlich nicht mehr. Die Bilder von Einweg-Kameras können sich aber durchaus sehen lassen. "Wenn die Kunden zurück ins Geschäft kommen und die Filme entwickeln lassen, sind da erstaunlich viele gute Fotos bei", findet Walpot.
Wie sind meine Bilder geworden? Eben diese Spannung macht offenbar noch immer einen gewissen Reiz aus. Nach einer Wartezeit liegt das Ergebnis dann im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand; bereit für das Fotoalbum. Nicht so bei Smartphone oder Digitalkamera: Die Flut digitaler Schnappschüsse führt nicht selten dazu, dass man nach dem Urlaub zu bequem ist, die besten Schnappschüsse auszuwählen. So bekommt sie erst mal niemand zu sehen. Es sei denn, man nimmt sich die Zeit dazu.
Fazit: Langsam ist manchmal nicht nur schneller, sondern auch effizienter.
Manuel Zimmermann - Illustrationsbild: Frank Robichon (epa)