"Es tut weh, keine Familie mehr zu haben, nicht mehr gemeinsam feiern zu können. Das bleibt ein Kummer für uns alle, die wir den Völkermord gegen die Tutsi erlebt haben." Pascale Ntagugura Ituze war 17 Jahre alt, als sie erleben musste, wie ihre ganze Familie dem Völkermord 1994 in Ruanda zum Opfer fiel: Ihre Eltern und ihre fünf Brüder wurden brutal getötet. Pascale überlebte, weil sie sich vor den Angreifern der Hutu im Wald verborgen hatte.
"Ich habe mich im Wald versteckt, war tagelang ohne Essen und Trinken. Ich hatte Glück: Man hat mich nicht vergewaltigt oder getötet. Aber ich habe alles gesehen. Frauen, denen man die Bäuche aufgeschlitzt und ihre Babys raus geholt hat. Mädchen, die man vergewaltigt hat. Meinem kleinen Bruder hat man den Kopf abgeschlagen. Ich hatte ihn gebeten, mit mir zu kommen. Aber dann ist er mit anderen Jungen geflohen und man hat sie gefangen und massakriert. Das bleibt immer in meinem Kopf."
1999, fünf Jahre nach dem Völkermord, entschließt sich Pascale, Ruanda zu verlassen. Sie erträgt es nicht mehr, den Mördern ihrer Familie auf der Straße zu begegnen, wie sie sagt, und flieht nach Belgien. "Es ist nicht einfach, seine Heimat zu verlassen. Das Haus, die Freunde. Du kennst hier niemanden. Du weißt nicht, wo du wohnen wirst. Das ist wie ein Abenteuer. Du sprichst nicht gut Französisch, hast keine gute Schulbildung. Wie wirst du leben? Schließlich suchst du Arbeit, machst alles, um zu überleben. Denn man hat nichts, wenn man hier ankommt."
Trotz aller Schwierigkeiten hat Pascale es geschafft, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie bekam Asyl in Belgien, lebte einige Jahre in Brüssel und seit 2007 mit ihrem deutschen Ehemann in Eupen. In Verviers machte sie ihre Ausbildung zur Altenpflegerin und fand auch sofort eine Stelle in Membach. "Ich liebe meine Arbeit, weil ich in die Fußstapfen meiner Mutter getreten bin. Sie war Ärztin. Mein Vater war Uniprofessor. Beide hatten hier in Löwen studiert."
"Wenn ich hier meine Schulausbildung gemacht hätte, wäre ich auch Ärztin geworden. Aber ich war zu alt, um hier bei Null anzufangen und musste Arbeit finden. Weil ich mutig bin, haben sich die Türen für mich geöffnet. Dafür danke ich auch Gott und meinen Eltern, die von oben über mich wachen."
"Damit muss man klar kommen"
Pascale lebt gerne in Eupen. Und auch ihre Arbeit als Altenpflegerin macht der 39-Jährigen Freude, obwohl ihr dabei gelegentlich Rassismus begegnet. "Es gibt gute und schlechte Menschen. Wo ich arbeite, gibt es zum Beispiel einige ältere Menschen, die keine Schwarzen mögen. Aber damit muss man klar kommen. Sie müssen sich pflegen lassen. Sie lassen uns allerdings spüren, dass wir Ausländer sind, Schwarze."
"In Eupen, wo ich wohne, verstehen wir uns gut. Ich rede gerne mit den Leuten und gehe ohne Angst auf sie zu. Auch sie können auf mich zukommen." Durch die persönliche Begegnung lassen sich Vorurteile abbauen. Davon ist Pascale überzeugt. Denn oft stecke Unkenntnis hinter der Fremdenfeindlichkeit.
"Man kennt uns nicht: die Afrikaner, Ausländer, Marrokaner - all diese Fremden. Sie denken, wir sind schlecht. Man müsste etwas organisieren, sie zum Essen einladen, unsere Tänze zeigen, damit sie unsere Kultur kennenlernen. Was sie im Fernsehen sehen ist nicht das Gleiche. Dort sehen sie nur hungernde, arme Menschen. Und wenn wir hier nach Europa kommen, sagen sie, wir kommen, um ihnen Geld wegzunehmen, von Sozialhilfe zu leben."
"Aber ich bin ein gutes Beispiel. An meinem Arbeitsplatz schätzt man mich wegen meiner Lebensfreude und weil ich meine Sache gut mache. Aber Leute, die uns nicht kennen, werden weiter urteilen, ohne uns zu kennen." 16 Jahre sind seit Pascales Flucht aus Ruanda vergangen. Ganz angekommen ist sie in Belgien noch nicht, meint sie, aber auf dem besten Wege dorthin.
Michaela Brück - Bild: BRF
Sehr eindrucksvolle Geschichte.
Aber anstatt eine Story aus dem Jahr 1999 zu holen, sollte man einfach mal jetzt in ein Asylbewerberheim der DG gehen und sich einen x-beliebigen Afrikaner aussuchen, und dessen Story veröffentlichen. Da steckt nicht immer mörderische Politik im Hintergrund.
Diese Berichterstattung ist typisch in den letzten Jahren. Man holt eine Asylstory und will dem Durchschnittseuropäer somit suggerieren, dass alle Asylbewerber doch irgendwie das recht haben, hier zu sein. Dem ist nicht so, und war noch nie so. Ans BRF: Wie wärs mal mit nem Bericht über Asyl-Storys, die abgelehnt wurden, weil sie erlogen waren.
Bravo Guido Scholzen, meine volle Zustimmung!
Noch was, wie wär's denn, wenn gewisse nachweislich gerechtfertigte Informationen nicht hin und wieder zensiert würden und zwar einfach so aus Spaß an der Freud? Kann diese Handlung belegen!