Die «Noten-Affäre» um die Hochschultätigkeit des nordrhein-westfälischen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet könnte für seine Studenten unangenehme Folgen haben. Nach einer detaillierten Prüfung der Vorgänge um verschwundene Klausuren und rekonstruierte Noten empfiehlt das Rektorat der RWTH Aachen, die Klausurergebnisse zu annullieren. Wie die Hochschule am Dienstag auf Anfrage mitteilte, wird sich der Prüfungsausschuss der Universität in der kommenden Woche mit der Empfehlung beschäftigen.
Armin Laschet ist ein Hansdampf in allen Gassen. Zur Zeit ist er CDU-Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag. Zuvor war er Europaabgeordneter und auch Minister in NRW. Begonnen hatte der studierte Jurist als Journalist, unter anderem bei "Report München" und der "Aachener Kirchenzeitung".
An der RWTH Aachen war er bis zuletzt Lehrbeauftragter für den Studiengang Europastudien. Er gibt den Posten jetzt auf, nachdem es zu Unstimmigkeiten bei der Bewertung von Klausuren gekommen war. Nach dem Verlust von Klausuren - auf dem Postweg, laut Laschet - vergab Laschet die Noten auf der Basis eigener Notizen.
Erst wollte er sich am liebsten gar nicht zu den Vorgängen äußern. Dann stellte er sich aber doch der Presse und nannte die nachträglich Notenvergabe eine "sachgerechte Lösung".
Auch RWTH reagiert
Und die RWTH selbst? Muss sie sich jetzt Sorgen um ihr Image machen? Der Kanzler der Hochschule klang erst gelassen. Aber über ernsthafte Konsequenzen aus diesem Fall wird an der Hochschule schon nachgedacht. In der Hochschulleitung wird über ein neues Sicherungssystem nachgedacht, wie etwa sogenannte elektronische Back-up-Systeme.
Die Studierendenvertreter sind auch daran interessiert, dass Lehrbeauftragte von außerhalb der Uni jetzt nicht abgeschreckt werden, an der Hochschule zu lehren. Denn sie schätzten deren Vorlesungen, sagt der Vorsitzende des Studentenausschusses ASTA.
Laut Bericht der RWTH hatte der Prüfungsausschuss empfohlen, die gemeldeten Noten bei Einverständnis der Teilnehmer zu werten, auch, weil eine Wiederholung der Klausur nach so langer Zeit für die Studenten mit erheblichen neuen Prüfungsvorbereitungen verbunden wäre. Drei Studierende meldeten sich dennoch zu einer Wiederholungsprüfung an, sieben erklärten, sie hätten an der Klausur gar nicht teilgenommen.
Daraufhin stellte das Rektorat fest, dass der Beschluss des Prüfungsausschusses nicht aufrechterhalten werden könne. Der Prüfungsausschuss der Universität wird sich in der kommenden Woche damit beschäftigen, in der Woche darauf dann der Landtag, denn Laschet ist ja auch ein führender Politiker, und die Affäre selbst ein gefundenes Fressen für die politischen Gegner ...
Archivbild: Euku