Der Freitod von Steve Stevaert, der Absturz der German Wings Maschine, junge Menschen, die sich das Leben nehmen - immer mehr drängt in letzter Zeit das Thema Suizid in die Öffentlichkeit. Alle 40 Sekunden nimmt sich irgendwo auf der Welt ein Mensch das Leben. Die Weltgesundheitsorganisation schlägt Alarm: Bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren ist Selbstmord gar die zweit häufigste Todesursache.
In der Wallonie nehmen sich jährlich fast 800 Menschen das Leben - damit gehört die Wallonie zu den Regionen Europas, in denen Selbstmord besonders oft als letzter Ausweg gewählt wird. Gesundheitliche Probleme, Ängste um die Familie, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit oder Trauer - die Palette der Sorgen ist groß. Gefordert wird deshalb eine offensive Präventionsarbeit. Doch genau diese ist schwierig, denn Suizid geschieht häufig ganz leise.
Selbst bei der anonymen Telefonhilfe Ostbelgien werden Selbstmordgedanken selten ausgesprochen, wie Klaudia Völkering erklärt. Die Sozialpädagoging leitet ein Team von rund 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Auch die Telefonhilfe spürt in den Gesprächen: Selbstmord und Selbstmordgedanken sind ein gesellschaftliches Tabuthema.
Während es in Flandern und in der Wallonie Zentren gibt, die ausschließlich Menschen auffangen, die Selbstmordgedanken plagen, steht in der DG als erste Anlaufstelle nur die allgemeine Telefonhilfe zur Verfügung. Trotzdem: Die Mitarbeiter sind geschult. Ratschläge zu geben, ist allerdings nicht ihre Aufgabe. Vielmehr geht es darum, gemeinsam mit dem Anrufer nach Lösungen zu suchen, denn nicht immer ist es zu spät. Präventionsarbeit kann Leben retten und vor allem, das Leben wieder lebenswert machen.
Die Weltgesundheitsorganisation fordert in ihrem jüngsten Suizid-Report deshalb politische Anstrengungen. Durch nationale Aktionspläne sollen bis 2020 die Selbstmordraten um zehn Prozent gesenkt werden.
Bild: Melanie Ganser/BRF