Klein trifft auf groß: Die komplette Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft war am Donnerstag bei der flämischen Exekutive in Brüssel zu Gast. Zum ersten Mal überhaupt haben beide Kabinette eine gemeinsame Regierungssitzung abgehalten. Und dabei haben flämische und ostbelgische Minister beschlossen, dass Flandern und die Deutschsprachige Gemeinschaft künftig enger zusammenarbeiten werden.
Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist vor allem am flämischen Integrationsparcours für Migranten interessiert. In Kürze soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe eingesetzt werden. Das haben die Regierungen von Flandern und der Deutschsprachigen Gemeinschaft am Donnerstag in Brüssel auf einer gemeinsamen Sitzung beschlossen.
Sozialminister Antoniadis hatte die Debatte über Einbürgerungskurse in Ostbelgien zu Jahresbeginn angestoßen. Im BRF-Interview erklärte er, dass das flämische Modell als Vorbild dienen könnte. Antoniadis will jetzt mit den betroffenen Akteuren in Dialog treten. Noch vor dem Ende der Legislaturperiode solle ein Integrationsdekret vom Parlament in Eupen verabschiedet werden.
Bereits seit 30 Jahren arbeiten beide Teilstaaten zusammen. Ostbelgien habe Flandern viel zu verdanken, meint Ministerpräsident Oliver Paasch. Ohne die Flamen gäbe es nämlich keine Deutschsprachige Gemeinschaft ."Wir pflegen gute Beziehungen zu allen anderen Teilstaaten", sagt Flanderns Ministerpräsident Geert Bourgeois von der nationalistischen N-VA. Allerdings stelle er fest, dass der Draht zu den Deutschsprachigen besonders gut sei.
Im kommenden Jahr soll der Kooperationsvertrag der beiden Teilstaaten rundum erneuert werden. Wichtiger Bestandteil sind die Zusammenarbeitsabkommen im Bildungswesen. Dabei profitiert aber nicht nur die Deutschsprachige Gemeinschaft von Flanderns Know-How. Der Norden des Landes blickt in Unterrichtsfragen bewusst nach Ostbelgien. Genauer gesagt auf die duale Ausbildung: Hier will Flandern von der kleinen Deutschsprachigen Gemeinschaft lernen.
Bildungsministerin Crevits ist ebenfalls an den ostbelgischen Schnupperwochen interessiert, bei denen Schüler während der Ferien erste praktische Erfahrungen in Betrieben sammeln können.
In Finanzfragen wollen sich beide Teilstaaten ebenfalls beraten und die strengen europäischen Buchhaltungsfragen anprangern. Bei den Außenbeziehungen will die Deutschsprachige Gemeinschaft vom breiten Netz der flämischen Auslandsvertretungen profitieren - etwa in Österreich.
Bild: Eric Lalmand (belga)