Mehr als 5.000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt vom Flughafen Bierset ab. Unabhängig von der Genauigkeit dieser Nationalbank-Schätzung kann man den Großteil dieser Arbeitsplätze dem Frachtflughafen zuschreiben, der zu den zehn wichtigsten Luftfracht-Umschlagplätzen Europas zählt.
Und das ist dem Expressdienstleister TNT zu verdanken, der Lüttich vor 15 Jahren zum Heimatflughafen gemacht hat.
Doch TNT wird - wenn die Wettbewerbsbehörden ihre Vorbehalte aufgeben – durch den US-amerikanischen Logistikkonzern FedEx übernommen. Branchenkenner vermuten, dass die Lütticher Frachtaktivitäten schon 2016 zu einem FedEx-Drehkreuz nach Paris oder Köln verlagert werden. Ein Schreckensszenario für Lüttich.
Da kommt eine chinesische Chartergesellschaft ganz gelegen. Mit Pomp wurden die ersten Reisenden willkommen geheißen. Und nicht nur ihnen hat man den roten Teppich ausgerollt. Vier Jahre habe man die Chinesen umworben, erklärte Flughafendirektor Luc Partoune stolz. Und da tut es seiner Freude keinen Abbruch, wenn die ersten Touristen aus Fernost gleich nach der Landung in polnische Reisebusse steigen. Dass europäische Touristen mit der Chartergesellschaft ihrerseits nach China fliegen, ist nicht angedacht. Eine Leistung, wenn man sich das leisten kann.
Rausgeflogen sind in Bierset dafür die meisten Informationstafeln. Um dem neuen Kunden zu gefallen, wurden sie durch chinesische ersetzt. Als zweite Verkehrssprache bleibt nur Englisch. Die drei Landessprachen machen Zwangsurlaub. Die neuen Zeichen der Zeit hängen sichtbar als Schriftzug an der Wand. Leider verraten sie uns noch nicht, wohin die Reise geht.
Georges Bush Senior hatte sich das in den 90er Jahren vermutlich anders vorgestellt, als er nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als US-Präsident von einer neuen Weltordnung sprach. Und er war nicht der Einzige. Der Wirtschaftswissenschaftler und Intellektuelle Francis Fukuyama sah bereits das 'Ende der Geschichte'. Ohne weltpolitische Widersprüche würden sich die nicht-westlichen Kulturen der westlichen Welt anpassen und auf eigene Grundsätze zugunsten von Freiheit und Menschenrechten verzichten.
In China war man zu einem anderen Schluss gekommen. Die Hauptursache für den Zusammenbruch der sozialistischen Systeme in Osteuropa und besonders in der Sowjetunion waren aus Sicht der Kommunistischen Partei Chinas die ineffiziente Wirtschaft und der niedrige Lebensstandard der Bevölkerung. Chinas Kommunisten knüpften daraufhin ihr politisches Überleben an wirtschaftliche Erfolge. Was folgte, ist bekannt. Erst fügte sich China in die internationale Arbeitsteilung ein, um sich dann den Ruf der Werkbank der Welt zu erarbeiten und so richtig durchzustarten.
Zu keinem Zeitpunkt der Geschichte war das Land so eng mit der internationalen Wirtschaft verflochten wie heute. 'Made in China' steckt nicht nur in den teuersten Smartphones, sondern ist fast überall. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis China die USA als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen wird. Die westliche Welt muss traurig erkennen, das eine freie Marktwirtschaft auch ohne Demokratie funktioniert.