Die Bürgerinitiative Kaiserbaracke hat bei einem Informationsabend in Born die Probleme in der Industriezone thematisiert. Der Schwerpunkt lag auf dem Biomasseheizkraftwerk Renogen, bei dem überhöhte Dioxinwerte gemessen wurden.
Über die Gefahren dieser Schadstoffe referierte der Bioanalytiker Kurt Hoffmann. Mehrheit und Opposition im Ameler Gemeinderat stellten jeweils ihre Lösungsstrategien in Sachen Renogen vor.
Offen Stellung bezog an diesem Abend ein direkter Anlieger: Bernd Hugo, dessen Vater auf der Kaiserbaracke ein Maschinenbauunternehmen gegründet hatte. Der Unternehmer Bernd Hugo klagte offen Missstände an, die seit Jahren auf der Kaiserbaracke herrschen. Mittlerweile stinkt es Bernd Hugo gewaltig, darum will er sich offen mit der Bürgerinitiative solidarisieren.
Bisher hatten sich die Unternehmer auf Kaiserbaracke in der öffentlichen Diskussion über die Missstände zurückgehalten. Dabei sind sie die direkten Anlieger - müssen mit ihrem Personal tagaus tagein mit den Begleitumständen vor Ort zurecht kommen.
In ein Biomasseheizkraftwerk gehört kein Müll
Im letzten Sommer war in den gelagerten Mengen an Biomasse bei Renogen ein Schwelbrand entstanden, der mehrere Wochen anhielt. Anwohner klagten über einen schwefelartigen Geruch - wie von faulen Eiern. Bei den Löscharbeiten waren auch deutlich die Plastikrückstände ans Tageslicht getreten, mit denen die Holz- und Grünabfälle versetzt waren - und die bei Renogen also verfeuert wurden, ohne dass der Betrieb über eine entsprechende Genehmigung verfügt.
Eine Messung der Schornsteinabgase ergab bei Schadstoffen wie Dioxinen und Furanen Werte, die um das sieben- bis achtfache über den Grenzwerten lagen. Die Bürgerinitiative ließ darum den Bioanalytiker Kurt Hoffmann über die Gefahren solcher Schadstoffe referieren.
Dioxine werden dem Experten zufolge langfristig vor allem durch die Aufnahme tierischer Fette im Körper angesammelt und können so zu einem erhöhten Krebsrisiko führen. Hoffmann prangerte im gleichen Zusammenhang das "wilde Verbrennen von Müll im Garten" an. Bei Renogen sei es nun so, dass der Betrieb im Unterschied etwa zu modernen Müllverbrennungsanlagen gar nicht dafür ausgerüstet sei, solche Abfälle möglichst schadstoffarm zu verbrennen.
So sieht es auch das Ameler Gemeindekollegium, das ein Eilverfahren gegen Renogen angestrengt hat - das sich aber hinauszieht. Umweltschöffe Stephan Wiesemes erklärte, warum das Kollegium nicht dem Vorschlag der Genehmigungsbehörde folge: Da Renogen seine Auflagen als Biomasseheizkraftwerk (auf französisch "co-génération") offensichtlich nicht einhalte, schlägt sie vor, die Definition "co-incinération" für das Verbrennen von Müll, aber mit dem Ziel der Energiegewinnung auf den Betrieb anzuwenden. Dann hätten die Behörden auch eine rechtliche Handhabe.
Die Opposition im Ameler Gemeinderat folgt dieser Argumentation, vor allem gebe es so bis spätestens Anfang Juni Klarheit in dieser Angelegenheit. Frederic Arens und Berthold Müller unterstrichen aber die Forderung, dass bei Renogen nur unbelastetes Holz verbrannt werden dürfe.
Die Bürgerinitiative will sich so oder so nicht politisch vereinnahmen lassen. Das Einhalten der Regeln müsse auch für andere Betriebe auf Kaiserbaracke gelten. Gegen den von Delhez-Bois geplanten Bau eines modernen Biomasseheizkraftwerk, das auch behandelte Hölzer verbrennen dürfe, haben die Bürgerinitiative sowie Mehrheit und Opposition im Gemeinderat schon Einspruch eingelegt.
Ruhig geworden ist es um die Asphaltmischanlage des Firmenverbundes Enrobest. Wo doch der eigentliche Aufbau der Anlage letzte Woche begonnen hat.
Fotos: BRF