Der Nürburgring will die Formel 1 zurückgewinnen und neue Rockfestivals veranstalten. Mit Blick auf die Königsklasse des Motorsports sagte der Chef des Ringbetreibers Capricorn Nürburgring GmbH (CNG), Carsten Schumacher: "Wir werden uns darum bemühen." Das werde aber nicht einfach. Zudem würden neue Rockfestivals in der Eifel steigen, kündigte Schumacher am Mittwoch in Mainz an.
Der krisengeplagte Nürburgring hatte in diesem Jahr im Streit um Geld die Formel 1 und das Rockfestival "Grüne Hölle" verloren. Die Rennserie macht 2015 nicht in Deutschland Station, und das Musikspektakel geht Ende Mai in Gelsenkirchen über die Bühne. Zuletzt hatten außerdem zwei schwere Unfälle auf der Rennstrecke für Negativschlagzeilen gesorgt.
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone verlangt von Rennstreckenbetreibern gewöhnlich zwischen zehn und 20 Millionen Euro. Die Zuschauerzahlen sind aber in Deutschland zuletzt gesunken. Schumacher sagte: "Die Refinanzierung der Formel 1 wird unter den jetzigen Bedingungen schwierig sein."
Vereinbart sei, dass sich Rennstreckenbetreiber, Autohersteller und Vermarkter an einen Tisch setzten, um zu versuchen, die Rennserie zurückzuholen. "Wir sind ganz klar der Meinung, dass die Formel 1 nach Deutschland gehört." Zu den gescheiterten Verhandlungen des Nürburgrings mit dem Briten Ecclestone (84) in diesem Jahr sagte der CNG-Chef: "Wir waren gar nicht so weit auseinander."
Beim Rockfestival "Grüne Hölle" hatte der Konzertveranstalter Deag vor kurzem nach einem unzureichenden Vorverkauf die Notbremse gezogen und das Spektakel als "Rock im Revier" nach Gelsenkirchen verlegt. Zuvor war schon das traditionsreiche Festival "Rock am Ring" nach einem Streit ums Geld ins nahe Mendig umgezogen. Dort steigt es nun im Juni und ist bereits ausverkauft. Zur Trennung von dessen wirtschaftlich erfolgreichem Veranstalter Marek Lieberberg sagte Schumacher: "Aus heutiger Sicht war das ein Fehler."
Zu neuen Rockfestivals am Nürburgring nannte der CNG-Chef noch keine Details. Erst müssten die Probleme mit der Deag analysiert werden. Diese habe zudem nur für 2015 eine "Teilkündigung" eines fünfjährigen Vertrags mit dem Nürburgring ausgesprochen. Auf die Frage, ob eine Rückkehr von Lieberbergs "Rock am Ring" in die Eifel denkbar sei, entgegnete Schumacher: "Das ist zu früh, um darüber zu spekulieren."
Deag-Chef Peter Schwenkow sagte der Deutschen Presse-Agentur zum Umzug seines Festivals in die Gelsenkirchener Veltins-Arena: "Die Willkommenskultur auf Schalke ist extrem ausgeprägt. Uns wird geholfen, wo es geht. Für uns geht quasi ein Alptraum zu Ende." Mit Blick auf die Eifel ergänzte Schwenkow: "Der Ring ist als Standort für ein Festival sicherlich gut, aber er hat vielleicht nicht die richtigen Betreiber."
Die russisch geführte Mehrheitsgesellschaft des Nürburgrings, die NR Holding, warf der Deag vor, sie habe die Ring-Betreibergesellschaft CNG monatelang mit falschen und geschönten Zahlen und Fakten vorsätzlich getäuscht. Schumacher sagte, der Ring behalte sich Schadenersatzansprüche vor.
Deag-Chef Schwenkow betonte: "An der öffentlichen Schlammschlacht rund um den Nürburgring wollen wir uns nicht beteiligen." Zuvor hatte die Deag der CNG ebenfalls Vertragsbruch vorgeworfen: Sie habe sich nicht an Kosten etwa für Künstlergagen und Werbung beteiligt.
dpa/rs - Bild: Bertrand Guay (epa)